USA liefern Zensur-Tunnel für chinesische Internetnutzer

Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen

Die Vereinigten Staaten wollen ihre Botschaft von Demokratie und freier Meinungsäußerung jetzt mit technischer Finesse auch nach China tragen. Dort stört die Regierung nicht nur die Frequenzen ausländischer Radiosender sondern kontrolliert auch, zu welchen Internet-Inhalten ihre Bürger Zugang bekommen – bisher mit recht großem Erfolg.

Der Auslandsrundfunk Voice of America hat jetzt eine Software vorgestellt, mit der sich die Kontrolle durch chinesische Firewalls umgehen lässt. Damit sollen die Anwender im Reich der Mitte einen ‘Circumvention Webserver’ aufsetzen können, über den dann nicht nur alle bisher geblockten Inhalte zur Verfügung stehen, sondern auch das individuelle Surf-Verhalten nicht mehr überwacht werden kann.

Peking blockiert derzeit schätzungsweise rund 19 000 Sites. Das macht aber auch die Verbreitung der von Ken Berman entwickelten Software schwierig. Bei Voice of America will man deshalb auf Exilchinesen und den Brückenkopf Taiwan setzen. Die jetzt vorgestellte Technik könne zwar auch wieder umgangen werden, die Amerikaner hoffen aber zumindest auf ein ‘Fenster’ für einen offenen Zugang zum Web in der Volksrepublik.

Entwickler Berman wies aber auch darauf hin, dass die frei verfügbare Lösung durchaus auch von Teenagern verwendet werden könnte, denen der von den Eltern eingerichtete Surf-Schutz zu eng wird. Aber auch öffentliche Einrichtungen in den USA fürchten nun, dass ihre Bemühungen, illegale und pornografische Inhalte auf den PCs in Bibliotheken, Schulen und Universitäten zu blockieren, bald ins Leere laufen könnten.