Intel treibt eigene GigE-Produkte aus dem Stall

Auch im Netzwerk: “Intel inside”

Mit fünf neuen Gigabit-Ethernet-Produkten (GigE) will der Halbleiterhersteller Intel alte Versprechen einlösen. Nicht mehr vom Technikpartner Marvell Technologies, sondern aus dem eigenen Haus kommen die neuen Silizium-basierten Controller.

Über mehrere Monate hinweg hatten zuvor Branchenkreise nicht mehr über das “ob”, sondern nur noch über das “wann” eines solchen Schritts spekuliert, weil verschiedene Intel-Manager im vergangenen Jahr regelmäßig von einer solchen Möglichkeit gesprochen hatten. Allerdings hatte Marvell mit ‘Yukon’ bereits ein eigenes, konkurrenzfähiges Produkt auf dem Markt.

Analysten gehen aber davon aus, dass sich Yukon nicht nur mit Intels vergleichbaren neuen Produkten, sondern auch mit denen von Broadcom messen will.

Etwas Dampf nimmt auch die Ankündigung von Intel-Vice-President Tim Dunn aus einer kommenden Rivalität von Technik-Partnern. Er sagte anlässlich der gestrigen weltweiten Vorstellung der Fünf: “Wir werden nicht ausschließlich unsere Produkte verwenden, sondern jeweils die Technologie für GigE einsetzen, die am besten die gestellten Aufgaben bewältigt.”

Hierbei gab er zu den Produktspezifikationen auch gleich die jeweiligen Rollen vor, die die neuen im Produkte-Orchester von Intel spielen sollen: Der PRO/1000 CT Desktop Connection ist ein GigE-Controller für PCs, der den Netzwerkdurchsatz erhöhen soll. Das Produkt unterstütze die noch nicht verfügbaren Intel-Chipsets Springdale und Canterwood. Er basiert auf der Communications Streaming Architecture (CSA) von Intel, die den Memory Controller Hub direkt anspricht und dabei den I/O Controller Hub umgeht.

Effizienzsteigerungen verspricht der Hersteller den Anwendern durch Einsatz des CSA-Bus statt dem bisher üblichen PCI-Bus. Der Standard PCI Express ist zwar gerade dabei, standardisiert zu werden. Allerdings hat Intel dieser Prozess wohl zu lange gedauert, sodass die CSA-Entwicklung angeschoben wurde, vermuten Branchenkenner in den USA.

Als weitere Produkte glänzen: Der Netzwerkadapter PRO/1000 MT, der vor allem mobile Dienste in Handys und PDAs beschleunigen soll. Er hat vier GigE-Ports und verlässt sich im Gegensatz zum “CT”-Produkt auf PCI-Express. Der Standard, so Dunn, werde in diesem Fall rechtzeitig besiegelt sein, weil nämlich zunächst der Mobilfunkmarkt reif für das Produkt werden müsse. Im nächsten oder übernächsten Jahr soll es seiner Ansicht nach mit PCI Express soweit sein.

Weiterhin wagt sich Intel an einen eigenen Transceiver nach der XFP-Spezifikation, einer Vorgabe für Chipdesign, die noch auf ihre Standardisierung wartet. ‘TXN 18107 10 GBit/s XFP’, wie der Produktname lautet, soll mit unterschiedlichen Datenraten arbeiten: OC-192, 10 GigE und 10 GBit Fibre Channel sind angedacht. Er soll mit bis zu 16 Ports pro Line-Card bestückt werden können und sei auch für den Einsatz in Enterprise LANs und Storage Area Networks geeignet, so Dunn.

Intels erste 10-GigE Netzwerkkarte, PRO/10GigE LR, ist für Serverumgebungen gebaut und soll Entfernungen von bis zu 10 Kilometern über Single-mode Glasfaser unterstützen. Mit dem Intel Transceiver erweitert Intel seine Produkt-Reihe von 10 GBit/s optischen Komponenten.

Eine weitere PCI-basierte Komponente ist der Adapter PRO/1000 MT Network Connection. Niedriger Stromverbrauch und verbesserte Management-Funktionen, die der Alert Standard Forum 2.0 Spezifikation entsprechen, hebt der Vice President bei diesem GigE-Produkt hervor. Das mache den Adapter tauglich für den Einsatz in Notebooks oder PCI-basierten Desktops.

silicon meint: Die Analystenwelt jubelt. Ob sich der Chip-Riese mit den neuen Produkten allerdings gegen Infineon und andere durchsetzen kann, bleibt fraglich. Schließlich ist Infineon Intel in Sachen XFP-Engagement einige Monate voraus. Und was CSA noch wert ist, wenn PCI erst mal “PCI Express” heißt, ist ebenfalls noch abzuwarten.