WLAN-Geschäftsmodelle: Massenmarkt oder Spinnerei?

WiFi ist ein heißes Thema: Die Hardware wird immer billiger und taucht in den Consumer-Prospekten auf.

WiFi ist ein heißes Thema: Die Hardware wird immer billiger und taucht in den Consumer-Prospekten auf. Die technischen Hürden auf dem Weg zum drahtlosen Internetzugang sind, abgesehen von Sicherheitsfragen, auf ein Mindestmaß geschrumpft. Und das amerikanische Standardisierungsgremium IEEE verabschiedet gerade neue Standards, die noch schnellere Datenübertragungen versprechen. Wo aber bleibt dann der ersehnte WLAN-Boom?
<b>Technik = Bedarf? … eine Rechnung mit Unbekannten</b>

Hersteller und Carrier setzen darauf, dass eine wachsende Zahl <i>öffentlicher</i> Hotspots eine Revolution einleiten wird: Mehr Verbraucher nutzen Laptops mit der entsprechenden Ausstattung. Und sie verwenden die Geräte außerhalb der eigenen vier Wände, um auf Mail und Web zuzugreifen. Diesem Szenario folgend fließen derzeit tatsächlich beachtliche Investitionen in Wireless-LAN-Installationen – obwohl niemand mit Sicherheit sagen kann, ob und wie dieses Geld wieder hereingeholt werden kann.

<b>Kritische Masse</b>

Bisher sind vor allem zwei Gruppen von Hotspot-Betreibern in Erscheinung getreten, die in Vorleistung treten und schon bald davon profitieren wollen: Zum einen die Inhaber von geeigneten öffentlichen Orten, also die Betreiber von Hotels, Fastfood- und Kaffeehaus-Ketten, Bahnhöfen, Flughäfen und Messen.

Zum anderen sind da die Telekommunikationsunternehmen, die ihr Know-how in der drahtlosen Datenversorgung nutzen wollen. Aber beide Gruppen zusammen werden voraussichtlich nicht die kritische Masse erreichen, die nötig ist, um den Verbraucher mit einem breiten Angebot an Zugangspunkten zum begeisterten Daten-Nomaden zu machen.

Vodafone darf auf einen Schlag alle 55 Lufthansa-Lounges weltweit ausrüsten, T-Mobile hat sich nach den USA auch Starbucks in Deutschland angelacht. Die Deutsche Bahn rüstet sich selbst mit WLAN aus und auch die Hotelketten Accor und Dorint werben um die datenhungrige Kundschaft.

<b>Ungleiche Konkurrenten</b>

Insgeheim wissen die Vorreiter der öffentlichen Hotspots aber, dass der Markt mehr Konkurrenz und mehr Kunden braucht. Die Ellenbogen sind trotzdem schon ausgefahren, die Mobilfunker wollen ihre Kunden nicht bei anderen WLAN-Anbietern fremdgehen lassen. “Diese Zurückhaltung kann ich nicht nachvollziehen”, klagt Eco-Verbandschef Harald A. Summa, “denn die Carrier bekämen ja umgekehrt auch zusätzliche Nutzer, die die Infrastruktur besser auslasten würden”.

Größte Hürde für potenzielle Anbieter ohne eigenen Kundenstamm: Die Abrechnung der gelieferten Leistung. Bisher werden den Nutzern Zeitkontingente auf Prepaidkarten verkauft. Aber die ‘Rubbellose’ mit Verfallsdatum sind für einen Massenmarkt einfach nicht praktikabel.

<b>Gibst Du mir Deinen Kunden, geb’ ich Dir meinen …</b>

Abhilfe verspricht der Eco-Verband: Seit der ersten Ankündigung auf der CeBIT scheint er mit seinem Greenspot-Programm gut voranzukommen. In Österreich läuft derzeit die Testphase mit 35 Internet- und Mobilfunkanbietern, in der die Kunden der unterschiedlichsten Unternehmen die Zugangsdienste von verschiedenen Anbietern über einen einzigen persönlichen Zugang nutzen.

Unter dem Greenspot-Dach soll nicht nur ein Clearing und Billing abgewickelt werden. Luigi, der Inhaber der Eisdiele um die Ecke beispielsweise, soll auch erfahren, warum es sich lohnen könnte, seinen Gästen einen Wireless-Zugang anzubieten.

Mehr Kunden könnten auf der anderen Seite durch große Carrier wie AOL in den Markt kommen. Summa nennt aber auch Deutschlands größten Verein, den Automobilclub ADAC, als möglichen Hebel. Denn: Wichtig ist die Vertragsbeziehung zum Kunden, über die Leistungen abgerechnet werden können und die sonst nur mit unvergleichlich hohem Aufwand herzustellen wäre.

<b>Roaming, wofür?</b>

Ein Missverständnis steht der Diskussion immer wieder im Weg: Wireless LANs werden nie eine vergleichbare Abdeckung wie etwa das Mobilfunknetz erreichen. Weder technisch noch wirtschaftlich würde das Sinn machen. Allenfalls eine Übergabe einer laufenden Wireless-LAN-Verbindung an das UMTS-Mobilfunknetz wäre denkbar – von einer technischen Realisierung sind wir dagegen noch meilenweit entfernt.

Trotzdem spricht der Eco-Verband von “WLAN-Roaming”. Gemeint ist hier aber nicht eine flächendeckende, drahtlose Versorgung mit einem Webzugang, sondern die Nutzung unterschiedlicher Anbieter an verschiedenen Orten über eine einzige Rechnungsbeziehung. Das ist nicht nur für beide Seiten attraktiv und praktisch, sondern stellt für potenzielle Hotspot-Betreiber überhaupt erst ein Geschäftsmodell her.

<b>Was soll’s denn kosten?</b>

In der Gestaltung der Tarife und Bedingungen sollen die Serviceprovider nach dem Greenspot-Modell vollkommen frei sein. Koordiniert werden soll allein die Seite der Konzentratoren, also denjenigen Unternehmen, die tatsächlich Access-Points an öffentlichen Plätzen und Einrichtungen wie Cafés und Restaurants aufstellen und betreiben wollen. Denn selbst McDonalds lässt sich seine Installationen in den ersten 100 US-Filialen von regionalen Dienstleistern betreuen – man beschränkt sich auf die Kernkompetenz, und dazu gehören fast ausschließlich Hamburger.

In der aktuellen Testphase versucht die Restaurantkette herauszufinden, was der Internetzugang den Kunden wert ist. Zunächst wurde ein individueller Zugang mit Username und Passwort für eine Stunde freigeschaltet, wenn ein Mindestumsatz erreicht wurde. Inzwischen ist der Zugang für alle Kunden unbegrenzt möglich. Denn wer längere Zeit im Restaurant verbringt, konsumiert auch mehr, so die Hoffnung. Damit wirft das Unternehmen die Frage auf, ob eine Refinanzierung der Investition denn überhaupt immer mit Gebühren stattfinden muss und aufwändige Abrechnungssysteme von den Betreibern akzeptiert werden.

<b>Gebührenspielereien</b>

Zurück nach Deutschland: Beim Eco-Verband ist derzeit ein Minutenpreis von 5 Eurocent je Minute in der Diskussion. “Wenn der Kunde dann eine Stunde den Zugang nutzt, werden 3 Euro fällig”, rechnet Summa vor. Wenn der Serviceprovider 7 Euro für die Stunde verlangt, hat er schon 4 Euro verdient.”

Derzeit zählt Summa in der Bundesrepublik ein überschaubares Feld von 60 bis 70 Anbietern, die sich auf dem Markt tummeln. Eigentlich habe der WLAN-Markt noch immer mit dem “Henne-Ei-Problem” zu kämpfen. Aber schon Ende des Jahres werde es mehr Kunden geben, die mit besserer Hardware und serienmäßiger WLAN-Ausrüstung unterwegs seien. Dann werde auch die Nachfrage nach WLAN-Zugängen steigen und die ersten Hotspots könnten Profit abwerfen. Aber: “Dieses Geschäft braucht einen langen Atem.”