Leere Kassen: Tetra-Funknetz bleibt auf der Strecke

Schily kämpft um Insellösungen zur WM 2006.

Nachdem schon der Starttermin für das deutschlandweite System zur Erfassung der LKW-Maut verschoben werden musste, droht der Bundesregierung jetzt ein weiterer Rückschlag bei einem IT-Großprojekt. Das geplante digitale Funknetz für Polizei, Feuerwehr und andere Behörden mit Sicherheitsaufgaben wird voraussichtlich erst Ende 2005 aufgebaut. Selbst bis zur Fußball-WM im Sommer darauf wird Innenminister Schily nur Insellösungen in den wichtigsten Städten bekommen.
Eigentlich wollte der SPD-Minister mit einem digitalen Funknetz glänzen, das eine abhörsichere Basis für eine polizeilich einwandfreie Abwicklung der Weltmeisterschaft bieten sollte. Noch aber sind wichtige Fragen zum gewünschten Standard nicht abschließend geklärt. Sinnvoll erscheint den meisten Entscheidungsträgern der Tetra-Standard, wie ihn auch angrenzende Länder verwenden. Gerade bei Terrorakten oder Katastrophen in Grenznähe war die Koordinierung wenn überhaupt nur mit großen Schwierigkeiten möglich.

Größter Stolperstein sind aber nach einem Bericht der Financial Times Deutschland jetzt die Bundesländer mit ihren meist leeren Kassen. Sie müssten das Projekt mit einem Volumen zwischen 2,8 und 3,8 Milliarden Euro mitfinanzieren. Daher könne die Ausschreibung erst Mitte 2005 starten, mit einer Auftragsvergabe sei dann wenige Monate später zu rechnen, heißt es.

Neben der Deutschen Telekom, Vodafone, Nokia, EADS Telecom, Motorola und Siemens bewerben sich weitere zehn Unternehmen um den Auftrag. Während Vodafone seine eigene Mobilfunk-Infrastruktur nutzen will, um darauf das digitale Behördennetz aufzubauen, geht EADS mit Tetrapol ins Rennen. Die anderen großen Bieter setzen auf Tetra, das unter anderem bereits in den Niederlanden eingesetzt wird.

Tetra bietet Authentifizierung samt der Verwaltung der entsprechenden Schlüssel, Funk- und End-to-End-Verschlüsselung. Auch im militärischen Bereich wird das System bereits vereinzelt eingesetzt. Dabei lassen sich die Endgeräte, die eigentlich wie Handys aussehen, ähnlich wie Funkgeräte verwenden. Ein langwieriger Verbindungsaufbau mit einem Gesprächspartner oder einer ganzen Einsatzgruppe entfällt dabei.