Linux erobert Laptops und Thin Clients

Rechtliche und finanzielle Risiken haben jüngst einige Linux-Projekte ins Wanken gebracht. Dennoch lässt sich die Open-Source-Bewegung nicht stoppen und breitet sich jetzt auch auf Desktops, Thin Clients und Notebooks aus.

Während Server mit Linux inzwischen kaum noch für Aufsehen sorgen, kam das Open-Source-Betriebssystem auf Desktops oder gar Laptops bisher nur schleppend voran. Anlässlich der diesjährigen Linuxworld in San Francisco gingen jedoch einige Unternehmen in die Offensive und stellten Linux-basierte Client-Produkte vor. Vor allem das angekündigte Centrino-Notebook von Hewlett-Packard (HP) mit Linux könnte – so Analysten – eine Vorreiterrolle übernehmen. Auch die neueste Version der Ultra-Thin-Client-Lösung Sun Ray aus dem Haus Sun Microsystem sorgte für Aufsehen.
Das Unternehmen gab einen ersten Ausblick auf die ‘Sun Ray Server Software 3.0’ (SRSS). Sie soll Sun Ray auch auf den wichtigsten Linux-Distributionen verfügbar machen und auf Red Hat Advanced Server 3.0 und Suse Linux Enterprise Server 8 laufen. Eine Beta-Version wird demnächst zum Download bereit stehen. Bislang bot Sun die Technik nur unter seinem eigenen Betriebssystem Solaris an.

Suns ‘Ultra-Thin-Clients’ haben keine eigenen Rechnerkapazitäten, sondern dienen als Zugangsterminal zu zentralen Rechnern, auf denen alle notwendigen Applikationen und Daten zur Verfügung stehen. Der Administrations- und Wartungsaufwand an den Arbeitsstationen soll so vollständig entfallen. “Die Ultra-Thin-Client-Technik rechnet sich für mittelständische Unternehmen wie für große Konzerne und ermöglicht bis zu 80 Prozent Kostensenkung bei Anschaffung, Administration, Wartung und Software-Lizenzen”, sagte Martin Häring, Sprecher der Sun Geschäftsführung.

Gleichzeitig stellte der Thin-Client-Hersteller Wyse Technologies eine neue Version seines Linux-basierten Betriebssystems für Thin-Clients vor. ‘Wyse Linux V6’ basiert auf dem Linux-Kernel 2.6 und kommt in dem neuen Thin-Client ‘Winterm 5150SE’ zum Einsatz. Er erlaubt es Nutzern, sich an verschiedenen Clients anzumelden, ohne dass dabei die Konfiguration verloren geht. Die Geräte sind ab dem vierten Quartal dieses Jahres erhältlich, dabei liefert Wyse das Betriebssystem gemeinsam mit dem Mozilla-Browser aus.

Auch HP will offenbar den Trend im Thin-Client-Bereich nicht verpassen und stellte mit seinem t5515 einen ersten Thin-Client der t5000-Serie vor, der mit Linux als Betriebssystem ausgestattet ist.

Darüber hinaus deutet auch bei Desktops und Laptops einiges auf einen verstärkten Linux-Einsatz hin. So haben sich die französische Handelskette Carrefour und der Linux-Distributor Mandrake zusammengetan, um in Belgien, Frankreich, der Schweiz, Luxemburg und Monaco Linux-PCs für rund 300 Euro zu vertreiben. Der Rechner ist ab Werk mit der aktuellen Version 10.0 von Mandrake Linux bestückt.

Noch deutlicher spiegelt jedoch eine weitere Ankündigung von HP die Zeichen der Zeit wieder. Mit dem nx5000 stellt das Unternehmen ein erstes Centrino-Notebook bereit, das optional auch mit Suse Linux 9.1 erhältlich ist. Bisher waren Notebook-Nutzer meist gezwungen, eine Windows-Lizenz im Paket zu erwerben.

Mit dem nx5000 richtet sich HP vor allem an Geschäftskunden und liefert es mit vorinstalliertem Novell Suse Linux oder OpenOffice.org ab 1140 Dollar aus. In der kleinsten Version ist das Gerät mit einem Celeron-M-Prozessor 310 mit 1,2 GHz ausgestattet, verfügt über 256 MByte DDR-RAM und eine 30-GByte-Festplatte. Erhältlich sind aber auch größere Versionen mit  Pentium-M-Prozessoren mit bis zu 1,6 GHz. Derzeit wird das Linux-Notebook nur in den USA angeboten, ob der Verkauf auch in Europa geplant ist, ist bislang noch unklar.

James Governor, Chefanalyst bei Redmonk, begrüßte gegenüber US-Medien die Entwicklung. Durch ein vorinstalliertes Linux hätten die Nutzer nicht die Schwierigkeiten einer Installation eines neuen Betriebssystems. “In dieser Industrie, wenn man einmal betrachtet, wie viel Geld die Firmen für Marketing ausgeben, scheinen die Anbieter manchmal herzlich wenig Ahnung davon zu haben, was die Leute kaufen wollen. Die Zeit ist reif für PCs und Laptops mit vorinstalliertem Linux.” Es sei nur eine Frage der Zeit, bis andere Hersteller nachzögen, sagte Governor. “Wenn HP es macht, wird es sehr schwierig für andere Anbieter, nicht nachzuziehen.”