Voice-over-IP: Komplett umgestellt im Jahr 2020

Bis zu einer vollständigen Umstellung der leitungsvermittelten Sprachtelefonie auf Voice-over-IP wird es in Westeuropa noch mindestens bis zum Jahr 2020 dauern.

Bis zu einer vollständigen Umstellung der leitungsvermittelten Sprachtelefonie auf Voice-over-IP (VoIP) wird es in Westeuropa noch mindestens bis zum Jahr 2020 dauern. Trotzdem sollten die großen TK-Anbieter schon jetzt dringend damit beginnen, Technik und Marktpotenzial zu testen, schreibt Forrester-Analyst Lars Godell in seiner aktuellen Studie. Seinen Berechnungen zufolge ist in drei Jahren mit einem VoIP-Anteil am Sprachtelefoniemarkt von 5 Prozent zu rechnen. Die Hebelwirkung werde enorm sein, meint Godell, denn immerhin werde in Westeuropa mit Sprachtelefonie im Festnetz jährlich ein Umsatz von 140 Milliarden Euro gemacht.
Die TK-Anbieter müssten sich von ihren sicheren Umsatzbringern allmählich verabschieden, was besonders schwer falle, weil mit VoIP die bisherigen Preis- und Abrechnungsmodelle wertlos werden, so Godell. Wer bisher ein und dieselbe Kupferleitung gleich mehrmals vermiete und für Telefonate Gebühren auf Basis von Dauer und Entfernung berechne, tue sich mit alternativen Preismodellen für VoIP eben schwer.

Doch trotz des allgemeinen Geredes über die nun verfügbare Technik werde es mindestens 17 Jahre dauern, bis die großen Telcos sich entsprechend umgestellt haben werden. Dennoch sollten Unternehmen wie France Télécom oder Deutsche Telekom ihre Ausrichtung auf kurzzeitig wirksame Entscheidungen überdenken.

Besonders schwer werde es, weil parallel der Ausbau der Mobilfunknetze auf breitbandige Infrastruktur finanziert werden müsse. Es fehle schlicht und einfach auch am Geld, das gerade jetzt und in den kommenden Jahren nicht vorhanden sein werde, so Godell. Mindestens zwei Jahre würden die TK-Unternehmen brauchen, um Qualitätsmängel der momentan verfügbaren VoIP-Infrastruktur auszubügeln.

Beginnen müsse der Umstieg bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmenskunden, meint der Forrester-Analyst. Hier sei am meisten zu verdienen, weil der Bedarf an besserer und integrierter Telekommunikation in diesem Bereich besonders evident sei. Ähnlich wie beim Ausbau der Mobilfunknetze sieht Godell Vorteile im stufenweisen VoIP-Ausbau zuerst in den Ballungsräumen. Für einen Ausbau, der von Anfang an in die Fläche geht, fehlten jedem der in Frage kommenden Unternehmen die notwendigen Mittel.