Vereinte Nationen planen IT-Konferenz

Die Vereinten Nationen wollen sich zum ersten Mal im Rahmen einer internationalen Konferenz mit der Zukunft der globalen Informationstechnologie beschäftigen.

Die Vereinten Nationen wollen sich zum ersten Mal im Rahmen einer internationalen Konferenz mit der Zukunft der globalen Informationstechnologie beschäftigen. In Genf werden vom 10. bis 12. Dezember beim ‘World Summit on the Information Society’ Vertreter der UN-Mitglieder sowie der IT-Industrie erwartet, wie etwa Nokia-Chef Jorma Ollila.
Die Idee sei vor etwa vier Jahren geboren worden, “als jeder glaubte, dass diese Technologie ein Allheilmittel für alle unsere Probleme sein würde”, meint Nitin Desai, Berater UN-Generalsekretärs und Hauptorganisator der Konferenz, selbstkritisch. Jetzt würde der Fokus eher darauf liegen, politische Entscheidungsträger und die Industrie an einen Tisch zu bringen.

Gerade für die Hersteller sei die Konferenz wichtiger denn je, denn die Nachfrage nach neuen Geräten und Entwicklungen ginge mehr und mehr zurück. “Jetzt besteht die Möglichkeit, Technologien in neue Regionen zu exportieren, aber auch neue Anwendungsgebiete zu erschließen.” Desai meint damit vor allem die Bereiche Gesundheitswesen, Bildung und E-Government.

Im Rahmen der Zusammenkunft sei auch geplant, eine Reihe von Zielen, gültig für alle UN-Mitglieder zu formulieren. Desai sprach im Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNN davon, alle Schulen weltweit zu einem bestimmten Tag über das Web zu vernetzen. Dazu müssten Unternehmen, Staaten und Organisationen zusammenarbeiten. Ein anderes Beispiel sei ein Zeitplan, ab wann alle Bürger Zugang zu Regierungsinformationen haben sollen.

In einem weiteren Projekt sollen erfolgreiche Anwendungen und Systeme vorgestellt werden, die hilfreiche Entwicklungen darstellten. Auch hier hat Desai ein Beispiel: In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul können die Bürger alle städtischen Verträge online einsehen. Fühle man sich etwa vom Neubau einer Straße belästigt, dann ist nicht nur die Firma, sondern auch der Beamte, der den Vertrag abgeschlossen hat, aufgelistet.

“Das Internet ist eine Plattform, auf der sich Bürger mit Bürgern zusammenschließen können. Ein gutes Beispiel ist der Landminenvertrag, der hauptsächlich deswegen erreicht wurde, weil sich viele Bürger weltweit über das Internet zusammengetan und Druck auf die Regierungen ausgeübt haben, das Verbot auszusprechen.” So soll nach Meinung Desais das Internet dabei helfen, weltweit Demokratisierungsprozesse voranzutreiben.

Ein internationales Abkommen, den Bürgern mehr Informationsfreiheiten zu gewähren, mache Sinn – auch wenn es Regierungen gebe, die kein Interesse an solchen Schritten hätten. Durch ein klar definiertes Ziel werde vor allem ein Sinneswandel herbeigeführt. Deswegen ist Desais Ansicht nach sehr wichtig, dass das Thema nicht unter den Tisch gekehrt wird. “Wir werden nach der Konferenz ein Abkommen über die Freigabe von Informationen haben.” Die Bürger hätten damit ein Druckmittel in der Hand, um die Umsetzung dieser Mindeststandards in ihren Staaten einzufordern.