LinuxWorld: Der Schneeball kommt ins Rollen

Linux auf dem Desktop, Embedded Linux, Linux für den Server, Linux als Business-Application – es gibt fast nichts, was es nicht gibt auf der Messe für Open Source

Die Augen aller Linux-Fans richten sich in dieser Woche nach New York, wo die weltgrößte Linux-Messe ihre Pforten öffnet. Und obwohl Linux-Vater Linus Torvalds im Vorfeld der Messe in einem Interview erklärte: “Es wird etwa fünf bis zehn Jahre dauern, bis der Normal-Verbraucher einen Linux-Desktop sehen wird”, sind auf der Ausstellung alle großen Namen der IT-Branche vertreten, von IBM über Novell bis hin zu Microsoft.
Da sich das Open-Source (OS)-Projekt in vielen Bereichen immer mehr durchsetzt, gibt es eine ganze Reihe Themen, an denen sich die Gemüter erhitzen. Etwa Linux als Desktop, oder eine Fülle von neuen Unternehmens-Applikationen; aber auch im Serverbereich tut sich eine ganze Menge.

Jack Messman, CEO von Novell will gleich in seiner Eröffnungsrede klar machen, dass Linux für ihn einen hohen Stellenwert auch in der Zukunft haben wird, nicht zuletzt deshalb hat das Unternehmen den deutschen Linux-Distrubutor Suse übernommen. Außerdem will er auf die Zukunft von hauseigenen Betriebssystem Netware im Linux-Umfeld hinweisen – alles Zeichen für die großen Vorhaben in der offenen OS-Welt.

Vorab erklärte Dan Frye, Direktor für IBM’s Linux Technology Group, das Linux auch für Venture Capitalists wieder interessant geworden ist: “Es hat eine Evolution der Meinung gegeben, dass Open Source kein Geschäftsmodell besitze.” Nachdem Linux mehr und mehr auch zur Geldfrage werde, wolle keine IT-Größe ins Hintertreffen geraten.

“Alle großen Firmen, wie die meine, schauen sich Linux zumindest an”, sagte Jonathon Robinson, Infrastruktur-Architekt bei Ford. “Das müssen sie, ansonsten werden sie zurückbleiben.” So wird IBM mit einigen Neuerungen auf der LinuxWorld vertreten sein. Big Blue wird einige Linux-Updates an seiner Datenbank DB2 mit dem Codenamen ‘Stinger’ vorstellen. Stinger wird den neuen Kernel 2.6 unterstützen und dementsprechend auch auf 64-Bit-Plattformen laufen, wie etwa auf IBMs Powerplattform.

Pünktlich zur Messe wurde in HP’s Tru64 Unix OS ein massives Sicherheitsloch entdeckt. Diese Löcher gibt es bei IPsec und im SSH, also in Programmen, die die Datensicherheit im Internet gewährleisten sollen. Hewlett-Packard (HP) hat bereits Patches bereitgestellt. Außerdem stellt HP einen Linux-basierten Thin Client vor, der das Package des Linux Terminal Server Projects (LTSP) unterstützt.

Sun bringt die nächsten Versionen des Java Desktop Systems und des Projektes Looking Glass, Suns Java-basierte grafischer Benutzeroberfläche. Auch eine neue Version des Java-Enterprise-Systems soll auf der Messe vorgestellt werden.

Ebenso wird Veritas ein neues Linux-Feature vorstellen. Die nächste Version der Server Provisioning Software OpForce 3.2 wird Suses Enterprise Server 8, Red Hats Enterprise Linux 3.0 und auch Microsoft Windows Server 2003 in der Enterprise Edition unterstützen.

Und der Verfechter proprietärer Software Microsoft wird in einer Art Gegenveranstaltung ein neues Produkt vorstellen, mit dem sich Windows und Unix integrieren lassen, um eine Alternative zu Linux zu liefern, das gerade bei Servern nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IDC im letzen Jahr sehr erfolgreich war.

Dazu wird es auf der LinuxWorld in diesem Jahr zum ersten Mal wieder ein Schwerpunktthema geben. Thema ist der Nutzen von Linux für die Finanzdienstleistungsindustrie, im Speziellen für Börsen wie die Wall Street.

Vor allem aber werde Linux von einem Schneeball-Effekt profitieren, sagte Brian Stevens, Vizepräsident für Betriebssystem-Entwicklung beim Linux-Distributor Red Hat: “Mehr Kunden werden es anwenden und werden Referenzen machen. Das wird weitere Anwendungen nach sich ziehen.” Die Probleme, die Unternehmen anfangs abgehalten hätten, Linux einzuführen, seien heute einfach kein Thema mehr, so Stevens.