Microsoft muss 497 Millionen Euro zahlen

Wegen vermuteten Marktmissbrauchs wird die EU-Kommission den Softwaregiganten Microsoft zu einem Rekordbußgeld von 497 Millionen Euro verdonnern.

Wegen vermuteten Marktmissbrauchs wird die EU-Kommission den Softwaregiganten Microsoft zu einem Rekordbußgeld von 497 Millionen Euro verdonnern. Der Strafbeschluss soll an diesem Mittwoch verkündet werden. Es wäre der höchste Einzelbetrag, der jemals in Brüssel von einem Unternehmen eingefordert wurde. Microsoft kündigte an, gegen den Beschluss klagen zu wollen.
Beobachter zeigten sich überrascht von der Höhe des Strafgeldes. Offensichtlich wolle EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti einen Präzedenzfall schaffen. Bereits vergangene Woche hatte Monti eine harte Gangart gegen den US-Softwarekonzern angekündigt. Monti wirft Microsoft vor, seinen Konkurrenten wichtige Schnittstelleninformationen vorzuenthalten, um sie aus dem Markt zu drängen. Außerdem habe der Konzern sein Monopolprodukt Windows illegal mit dem Media Player gekoppelt – dadurch könnten Konkurrenten im Multimediageschäft nicht richtig Fuß fassen.

Am Dienstag wollten die Vertreter der 20 EU-Kommissare über das Bußgeld beraten. Sollte die Mehrzahl der Kommissare eine mildere Strafe befürworten, kann die Summe gesenkt werden. Bereits am Montag wurde die Strafe von den nationalen Wettbewerbsexperten abgesegnet. Bedeutender als die Höhe der Strafe sind laut Experten jedoch die Auflagen, die Monti ebenfalls am Mittwoch verhängen will. So soll Microsoft verpflichtet werden, innerhalb von 120 Tagen alle wichtigen Schnittstelleninformationen offen zu legen.

Wie es aus informierten Kreisen heißt, wollen die Redmonder eine einstweilige Verfügung beim Europäischen Gericht erster Instanz erwirken, um die Umsetzung der Auflagen vorerst zu stoppen. Verhandlungen von Monti und Microsoftchef Steve Ballmer waren in der vergangenen Woche gescheitert. Microsoft wollte die Zahlung eines Strafgelds vermeiden. Trotz allem hat das Geld jedoch mehr symbolische Wirkung. Auf das Bilanzergebnis des weltweit größten Softwarekonzerns wirkt sich die Millionenstrafe nicht aus.