Vodafone will 50 Milliarden Euro steuerlich abschreiben

Mit einem ebenso komplizierten wie ertragreichen Steuermodell hat der Mobilfunkkonzern Vodafone Politiker aller Parteien auf die Barrikaden gebracht.

Mit einem ebenso komplizierten wie ertragreichen Steuermodell hat der Mobilfunkkonzern Vodafone Politiker aller Parteien auf die Barrikaden gebracht. Das Unternehmen will angeblich den Fiskus an den Kosten für die Mannesmann-Übernahme beteiligen und bis zu 50 Milliarden steuerlich abschreiben. “Schweinerei” wettert SPD-Fraktionsvize Michael Müller, das Finanzministerium in Berlin drückt es vorsichtiger aus, spricht aber immerhin von einem “befremdlichen Vorgang”.
Diese Teilwertabschreibung in einer für die deutsche Wirtschaftsgeschichte einmaligen Größenordnung würde für den Mobilfunkkonzern eine Steuerersparnis von bis zu 25 Milliarden Euro und eine jahrelange Steuerbefreiung bedeuten. Vodafone-Sprecher Jens Kürten sagte, sein Unternehmen müsse aufgrund der Wertentwicklung im Kommunikationsmarkt vor einigen Jahren nach deutschen Bilanzvorschriften zwingend Abschreibungen auf die Mannesmann-Aktien vornehmen. Steuerliche Folgerungen daraus würden derzeit noch von den Finanzbehörden geprüft. Vodafone sei sehr daran gelegen, dass die Finanzbehörden den Vorgang rechtmäßig und zügig prüften.

Politiker aller Partein reagierten mit Empörung. “Es kann nicht sein, dass Fantasiekurse für Aktienpakete durch Abschreibungen zu solchen gigantischen Steuerausfällen führen”, sagte Christine Scheel, die finanzpolitische Sprecherin der Grünen. Notfalls müsse der Gesetzgeber Konsequenzen ziehen, forderte der CSU-Mittelstandsexperte Hans Michelbach. “Teilabschreibungen auf eine Luftblase” seien eine “völlige Perversion”.

“Die ganze Sache hat ganz klar einen faden Beigeschmack”, so auch ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin. “Es kann nicht sein, dass am Ende der deutsche Steuerzahler dieses Geschäft bezahlen soll – inklusive der Tantiemen und Abfindungen für die beteiligten Manager.”

Auf dem Höhepunkt des Börsenbooms hatte die britische Vodafone den Traditionskonzern Mannesmann Anfang 2000 nach einer für Deutschland beispiellosen Übernahmeschlacht für 200 Milliarden Euro übernommen. Damals hatten die Mannesmann-Aktionäre Vodafone-Aktien im Gegenwert von 353 Euro pro Mannesmann-Aktie erhalten. Das so erworbene Aktienpaket wurde später von einer Luxemburger Vodafone-Tochter an die deutsche Vodafone GmbH verkauft – für einen Kurs von rund 309 Euro pro Mannesmann-Aktie. Schon ein Jahr später bezeichnete Vodafone Deutschland diesen Kurs jedoch als völlig überhöht und taxierte ihn auf 200 Euro. Das entspricht einem Buchungsverlust von rund 50 Milliarden Euro. Diesen Verlust will Vodafone nun im Rahmen von Teilwertabschreibungen mit den angefallenen Gewinnen verrechnen.