Linux-Mäzene einigen sich auf einheitlichen Standard

Der Pinguin mit Elefantenrüssel und Froschfüßen einer Microsoft-Werbekampagne brachte es auf den Punkt: Linux droht eine Aufspaltung in inkompatible Varianten. Ein gemeinsamer Standard soll jetzt Tux auf Dauer Schnabel und Füße garantieren.

Um im Wettbewerb gegen Microsoft an Stärke zu gewinnen, haben sich mehrere große Linux-Förderer darauf geeinigt, eine einzige Linux-Version zu unterstützen. Einer entsprechende Ankündigung der Free Standards Group wird für den heutigen Montag aus San Francisco erwartet. Demnach werden Red Hat, Novell und die großen IT-Konzerne IBM, Hewlett-Packard (HP), Dell und Intel ‘Linux Standard Base 2.0’ (LSB) unterstützen.
“Die Einigung ist unverzichtbar für Linux, um gegen Microsoft anzutreten”, sagte Jim Zemlin, Chef der Free Standards Group, gegenüber dem Wall Street Journal. Ohne eine solche Kontrolle könnten die Verteilung von Applikationen und die Veränderungen bald derart variieren, dass sie nicht mehr kompatibel sind.

Das Problem, dass sich die verschiedenen Versionen der freien Software auseinander entwickeln könnten, hatte Microsoft zum Thema einer Werbekampagne in Europa gemacht, die dabei helfen soll, der Open-Source-Konkurrenz den Garaus zu machen. Die Werbung zeigte zum Beispiel Pinguine mit Elefantenrüssel und Froschfüßen. “Es ist eine ziemlich gute Werbung, das muss ich zugeben”, lobte sogar Konkurrent Zemlin.

Tatsächlich reichen Firmen wie Red Hat oder Novell Linux häufig mit neuen Features an, um ihre Produkte und Services attraktiver für die Kunden zu machen. Sogar Linux-Fürsprecher haben deshalb inzwischen davor gewarnt, dass das offene Betriebssystem in mehrere Varianten zerfasern könnte. Als mahnendes Beispiel verweisen sie auf Unix, das in mehrere proprietäre Produkte aufgeteilt wurde, die einzeln von verschiedenen Firmen wie IBM oder Sun Microsystems verkauft werden.

Doch der gemeinsame Wunsch, Microsofts Windows etwas entgegenzusetzen, hat eine breite Allianz vereint. So haben sich nicht nur Red Hat und Novell der neuen Allianz angeschlossen, sondern auch Frankreichs Mandrakesoft, das japanische Miracle Linux, Sun Wah Linux aus China und Brasiliens Conectiva.

“Wir haben uns dafür entschieden, uns über unser Support-Angebot und einen höheren Grad an Funktionssicherheit zu definieren”, sagte Novells Vice President für Linux-Geschäfte, Jeff Hawkins. Dagegen sei es nicht nötig, inkompatible Features hinzuzufügen. Novell könne den Linux-Auftritt und die Einsatzmöglichkeiten in großen Systemen verbessern und gleichzeitig mit den Standards kompatibel bleiben.

Auch der Linux-Marketing-Manager bei HP verspricht sich von LSB 2.0 Vorteile. “Es gibt uns die Möglichkeit Kosten zu sparen, weil wir einen Standard testen können, anstatt jede Distribution.” Denn wenn das Betriebssystem mit speziellen Features ergänzt wird, sind die Hersteller von Anwendungs-Software und Computern gezwungen, ständig zu prüfen, ob ihre Produkte mit den verschiedenen Linux-Distributionen funktionieren.

Von der IBM hieß es zwar, die Gefahr einer Linux-Aufspaltung werde nach ihrer Meinung überschätzt. Schließlich würden Veränderungen an dem Betriebssystem von Linux-Erfinder Linus Torvalds persönlich überwacht. Dennoch sei es wichtig, einen Standard zu haben, an dem sich Verbraucher und Software-Lieferanten orientieren könnten.

Die Ankündigung dieses Standards kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Microsoft-Verantwortliche lauthals wachsende Erfolge im Wettbewerb gegen Linux verkünden. “Wir sind da, wo wir sein sollen”, sagte Microsoft Vice President Martin Taylor. Die Gegenseite behauptet freilich genau dasselbe. Man mache an vielen Fronten gegen Microsoft und Unix Boden gut. Parallel dazu wird IBM heute den Verkaufsstart für seinen ersten reinrassigen Linux-Server ankündigen.