Vorsprung durch Technik – Nicht in der IT, oder doch?

Nicholas G. Carr und sein ‘Gegenspieler’ Don Tapscott diskutieren bei einer Podiumsdiskussion, ob Internet und Co. das entscheidende i-Tüpfelchen für den Business-Erfolg ist.

“Die Rolle der IT im Unternehmen ist gleichzusetzen mit Strom oder Wasser – sie muss lediglich verwaltet werden”, knallte Nicholas G. Carr seinem ‘Gegenspieler’ Don Tapscott bei einer Podiumsdiskussion um die Ohren. Tapscott sieht das anders. Die beiden haben unterschiedliche Meinungen zum Thema ‘Die Bedeutung der Computertechnologie bei neuen Geschäftsstrategien’. Gesprächsstoff liefert die These reichlich. Irgendwie muss doch die Flaute zu meistern sein.
Nach Ansicht Carrs können sich Unternehmen heute keinen Vorsprung mehr dadurch verschaffen, dass sie die neueste und beste oder schlicht passende Technologie für ihre Infrastruktur implementieren. “Das bekommt die Konkurrenz ganz schnell raus und macht es nach”, sagte er in dem Streitgespräch. Durch die geschaffenen Standards seien viele Produkte funktionsgleich, so dass Lösungen des einen Herstellers rasch von anderen Anbietern ‘kopiert’ werden könnten. Ein Unternehmen müsse dann nicht auf eine ganz neue Infrastruktur migrieren, sondern könne bei ‘seinem’ Hersteller einfach die entsprechenden zusätzlichen Tools bestellen.

Der IT-Faktor spiele heute keine so entscheidende Rolle mehr wie noch vor ein paar Jahren, sagte Carr, unter anderem Autor des Buches mit dem Titel ‘IT doesn’t matter’. Damals war jede neue Technologie wie eine Neuerfindung des Rades, kreativ und innovativ. Heute bliebe dagegen nicht mehr Erfindungsspielraum übrig. Eine Ausnahme sei Metro. Der Konzern habe seine Lieferanten dazu gebracht, RFID-Chips zu integrieren.

Der Berater Don Tapscott hält dagegen und glaubt mitnichten, dass in der IT keine Kreativität mehr vorhanden sei. Vielleicht könne man heute nicht mehr so mit der Technologie spielen und neue Ideen auf technischer Ebene entwickeln. “Viel wichtiger ist aber”, so Tapscott, “dass die IT neue Geschäftsmodelle hervorbringt.” Amazon sei das beste Beispiel. Die Macher des Verkaufportals hätten viele der möglichen Funktionen der IT und des Internets für ihre Erfindung genutzt. Von einer Kreativflaute könne keine Rede sein.

Auch wenn die geplatzte Dotcom-Blase und die Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit den Technik-Boom etwas zurückgeworfen hätten, dürfe man “das Technologie-Baby nicht mit dem Badewasser ausschütten” wird Tapscott in der US-Presse zitiert.