Sun sollte Red Hat oder Novell einfach kaufen

Die Börse reagierte prompt auf die Empfehlung von Marktforschern an Sun Microsystems, sich doch einmal Red Hat oder Novell als Übernahme-Kandidaten genauer anzuschauen.

Die Börse reagierte prompt auf die Empfehlung der Marktforscher von Merrill Lynch an Sun Microsystems, sich doch einmal Red Hat oder Novell als Übernahme-Kandidaten genauer anzuschauen. “Für Sun wäre es ein kühner Schritt, einen Linux-Hersteller zu übernehmen, das wäre eine starke Aussage und würde eine Schwäche in eine Stärke wandeln”, heißt es von den Analysten. Red Hat- und Novell-Aktien konnten auf diese Empfehlung hin an der New Yorker Börse zwischen zwei und 3,5 Prozent zulegen.
“Wir glauben, dass Sun sich wirklich für Linux einsetzen muss und es nicht nur tolerieren darf”, teilten die Analysten mit. Laut eigenen Nachforschungen der Marktforscher spalten sich Sun-User zwischen Linux und Solaris auf. Aber das Unternehmen verwende zuviel Zeit auf die Entwicklung von Solaris x86. Das sei lediglich ein Thema für Bestandskunden des Unix-Derivates, “alle anderen werden sich für Linux entscheiden”.

Die Übernahme sei nicht ohne “kannibalische” Risiken für das Unternehmen, das sich so gewissermaßen ins eigene Fleisch beißt. Doch sind die Marktforscher überzeugt, dass es “für Sun besser ist, in die Offensive zu gehen”. Das größte Problem für Sun sei aber die Wahrnehmung der Anwender. Sun hätte von Anfang an Linux dominieren müssen. “Sun war heiß, jetzt ist das Unternehmen ausgekühlt. Wir glauben, dass nur ein radikaler Schritt die Sicht der Kunden verändern kann. Sun muss Linux besitzen, und das sowohl im übertragenen Sinn als auch faktisch.”

Und tatsächlich scheint die Haltung von Sun Microsystems gegenüber Open-Source-Projekten gespalten. Ein Beispiel ist die offene Version von Solaris 10. Jetzt denkt Sun über eine eigene Lizenz für dieses Projekt nach, die ‘Common Developement and Distribution License’ (CDDL) sei für das Betriebssystem geeignet. Auf den ersten Blick scheint dieser Schritt nicht sonderlich bedenklich, da das Lizenzmodell an das der General Public License (GPL) angelehnt ist. Entwickler können den Code einsehen und nach Belieben verändern.

Die Veränderungen müssen jedoch ebenfalls wieder unter diese Lizenz gestellt werden. Das Problem hierbei ist lediglich, dass GPL und CDDL nicht kompatibel sind. Größere Veränderungen können nicht von der einen in die andere Lizenz übertragen werden. Die GPL deckt aber Produkte wie die Betriebssysteme von Suse oder Red Hat ab.

Bei der Umsetzung der Übernahme könnte Sun zudem auf den Widerstand von IBM treffen. Das Unternehmen hat sowohl in Novell als auch in Red Hat zuviel investiert, um das Feld dem Erzkonkurrenten Sun kampflos zu überlassen. Zumal der Linux-Markt sich kräftigen Wachstums erfreut, das sich allerdings aus den Futtertrögen von Unix-Servern speist. Das ist zwar für Merrill Lynch ein weiterer wärmender Strahl für Suns Übernahmegedanken, doch macht es den Markt auch für die Konkurrenz interessant.