Zahlen per Mausklick – die Schlacht um die virtuelle Kreditkarte beginnt

Auktionen, Gaming, Wetten: geht längst alles online. Leider fließt am Ende wieder echtes Geld – damit es das wenigstens schnell und sicher tut, haben findige Köpfe die virtuelle Kreditkarte erfunden.

Deutsche Kunden geben derzeit jährlich knapp elf Milliarden Euro in Online-Shops aus. Wohin der Trend geht, zeigt ein Blick in die USA. Dort wurden im vergangenen Jahr 55 Milliarden Dollar im E-Commerce umgesetzt. Gezahlt wird per Mausklick und rund um diesen Klick ist den vergangenen Jahren ein blühender Markt mit virtuellen Kreditkarten entstanden. Längst werfen die angloamerikanischen Anbieter begierige Blicke auf die europäischen Online-Shopper, doch die Konkurrenz schläft natürlich auch hierzulande nicht. Mit flexiblen Lösungen fühlt sich der europäische Marktführer Wire Card gut gerüstet für den bevorstehenden Kampf.
“Der angloamerikanische Markt ist stark monolithisch geprägt”, sagt Wire-Card-Vorstand Markus Braun. “Diese Unternehmen versuchen nun ausgehend von England und den USA, den Markt aufzurollen. Wir wollen als deutsches Unternehmen dagegen konkurrieren – das ist die Schlacht, die gerade abläuft.” Es gehe darum, eine starke europäische Gegenposition aufzubauen. Braun vergleicht das gerne mit dem, was der SAP auf dem Markt für Business-Software gelungen ist. “Allerdings”, schränkt er sofort ein, “wäre ein Vergleich der Walldorfer mit Wire Card anmaßend.”

Rund 2000 Händler arbeiten derzeit mit den alternativen Bezahlsystemen von Wire Card, darunter Sony Europe, die Airline dba und der Internet Service Provider Tiscali. “Unterstützt werden derzeit 80 internationale Bezahlverfahren in 180 Währungen”, so Braun. Diese Vielfalt ergibt sich aus den unterschiedlichsten Systemen und Rechtsgrundlagen in den einzelnen Ländern. Für den Kunden heißt das oft, dass er sich immer wieder für das jeweilige System eines Online-Händlers registrieren muss, wenn er von Shop zu Shop surft. Hier soll die virtuelle Kreditkarte Click2pay international Abhilfe schaffen.

Der Kunde muss sich dafür nur einmal auf einer zentralen Plattform registrieren, das Zahlungsmittel kann dann – ähnlich wie eine herkömmliche Kreditkarte – bei allen Online-Händlern eingesetzt werden, die das System unterstützen. Der Anwender erhält für die virtuelle Kreditkarte eine Nummer, ein Passwort und ein Konto.

“Diese Lösung ist vor allem für Internet-Geschäftsmodelle tauglich, die mit Abos funktionieren oder Wiederholungseinkäufen, beispielsweise DVD-Verleih, Dating oder Wetten”, sagt Braun. Der so genannte Micro-Payment-Markt, also das Geschäft mit Downloads oder Zeitungsartikeln, ist nach seinen Worten derzeit noch “eine Fiktion”. Viel Geld kommt in erster Linie aus den Bereichen Versteigerung und E-Gaming. Die Gebühren für weltweit vernetzte Online-Games liegen schon mal im dreistelligen Bereich.

Was mit Online-Auktionen umgesetzt wird, erklärt sich durch die Erfolgsgeschichte von Ebay von selbst. Die Plattform hat sich mit Paypal einen eigenen Bezahlservice gekauft, in diesem Kundenkreis ist für Click2pay also verhältnismäßig wenig zu holen. Allerdings hat es Markus Braun auf die Powerseller abgesehen. “Viele Händler scheuen sich davor, ihre Daten an Paypal zu schicken, weil sie dann auch bei Ebay sind. Hier können wir uns als unabhängiger Anbieter positionieren.”

Tatsächlich ist der Umgang mit den Kundendaten ein heikles Geschäft. Deshalb garantiert Click2pay den Händlern, dass die Kundendaten in deren Hand bleiben und von Wire Card nicht aus Marketing- oder anderen Gründen weiter verwendet werden. Auf das jeweilige Land abgestimmte Risikomanagement-Instrumente sollen zudem vor Datenmissbrauch schützen – sowohl den Händler als auch den Kunden. Werden bestimmte Kriterien erfüllt, bekommt der Händler auch eine Zahlungsgarantie.

Als Gegenleistung will sich Wire Card für den Vertrieb von Click2pay “die charismatische Kraft der Händler zu Nutze machen”. Der Vertriebsweg ist nach den Worten von Braun stark indirekt orientiert. Dabei richtet man sich am sogenannten Issuer-Modell aus, mit dem auch Visa- und Mastercard arbeiten.

Im Fall der herkömmlichen Kreditkarten wird dabei die bereits vorhandene Kundenbindung der Banken ausgenutzt, um neue Kunden zu gewinnen. Ähnlich stellt sich der Wire-Card-Chef das Zusammenspiel zwischen Click2pay und den Online-Händlern vor. Im Gegensatz zum Paypal, das vergleichbar mit American Express, auf einen direkten Vertriebsweg setzt. So oder so ist der europäische Markt in Sachen innovativer Bezahlmethoden jedoch traditionell zäh – in Deutschland hat es 30 Jahre gedauert bis sich die Kreditkarte durchgesetzt hat.