Ritterschlag: Media Control ermittelt Tauschbörsen-Charts

Von Schlagern allein, die zunächst vierteljährlich, dann monatlich präsentiert wurden, kann selbst Media Control heute nicht mehr leben.

“19 Uhr 30 Minuten und 12 Sekunden. Guten Abend, hier ist Berlin!” Keiner konnte wie Dieter Thomas Heck die ‘Hitparade’ ansagen. Und niemand sonst machte ein Unternehmen so charmant berühmt wie er. Nämlich “ermittelt von Media Control” waren die Schlager, die zunächst vierteljährlich, dann monatlich präsentiert wurden.

Von Schlagern allein kann selbst Media Control heute nicht mehr leben. Das Unternehmen, das Abverkaufszahlen des Unterhaltungssektors in Deutschland, der Schweiz, Österreich und heute auch in Spanien ermittelt, hat deshalb jetzt eine neue Quelle aufgetan: Tauschbörsen. Dort soll ein Server, der ‘Web-Spider’, Suchanfragen und Downloads unter anderem in den drei Tauschbörsen EDonkey, EMule und Overnet rund um die Uhr protokollieren.

Heraus kommen sollen Download-Charts, und zwar für Filme und Musik. Der Markt ist riesig, hat aber einen Haken: das, was die Tauschbörsianer da machen ist in Teilen illegal. Denn in der Regel besitzen sowohl DVDs als auch CDs einen Kopierschutz, der es unmöglich machen soll, die Scheibe zu vervielfältigen. Ermittelt Media Control nun womöglich noch reine eDonkey-Charts oder Emule-Charts, dann ist das ein Ritterschlag für alle Tauschbörsen.

Was man nicht verhindern kann, das soll wenigstens Geld bringen, ist man da nun versucht zu sagen. Die Peer-to-Peer-Netze zu verhindern, das muss wohl auf der ganzen Linie aufgegeben werden. Und so liefert Media Control nun Trends aus dem Internet, mit dem Wissen, dass es da nur selten mit rechten Dingen zugeht. Die Ermittlung im Halbdunkel ist dem Unternehmen bekannt. Als Argument aus der Misere gibt Media Control aber an, Transparenz schaffen und bei Auffälligkeiten gegen Netzpiraten vorgehen zu wollen. Wenn da mal nicht mehr Zeit drauf geht als für die Bestimmung der Charts.

‘Star Wars Episode 3 – die Rache der Sith’ war beispielsweise laut Media Control einige Tage nach seinem Start in den Lichtspielhäusern im Internet zwischen dem 23. und 29. Mai mehr als 9500 runtergeladen worden und hält sich seitdem in den Top10 der meist heruntergeladenen Filme. Er tauchte sogar schon zwei Tage vor dem offiziellen Kinostart in den Tauschbörsen auf. Wobei wir wieder beim Thema semi-legal wären. 77 Prozent der Downloads der deutschen Version stammten aus dem Bundesgebiet, 12 Prozent aus den USA, 7 Prozent aus Österreich und der Schweiz.