Unternehmen lösen sich von festen Arbeitsformen

Die Arbeitswelt wird flexibler. Befristete Verträge, freie Mitarbeit und Zeitarbeit machen sich ganz breit in der IT.

Unternehmen agieren in diesen Tagen vorsichtiger, auch was Einstellungen betrifft. Ganz besonders deutlich spürt man das bei den IT-Berufen, was im speziellen Fall auch daran liegt, dass nach dem Hype vergangener Jahre jetzt mindestens Einstellungs-Normalität eingekehrt ist, teilweise sogar ein Stopp. Denn manche Aufgaben können CIOs verschieben, bis die wirtschaftliche Lage vielleicht besser wird.

Andere aber nicht. In diesen Fällen wählen die Arbeitgeber Alternativen zur Einstellung von neuem Personal. “Das sind befristete Stellen, freie Mitarbeit oder Zeitarbeit”, sagt Dr. Bernhard Hohn, Arbeitsmarktexperte für Computer-Berufe in der Zentralstelle für Arbeitsmarktvermittlung in Bonn. Damit umschiffen sie die unsichere Auftragslage und binden Personal nicht so eng an sich, wie das bei einem festangestellten Mitarbeiter der Fall wäre.

Nach Angaben des Mannes von der Zentralstelle hat sich die Trendwende am IT-Arbeitsmarkt stabilisiert. Dies signalisierte 2004 – insbesondere die zweite Jahreshälfte – mit steigenden Stellenmeldungen der Unternehmen (+12,8 Prozent) und rückläufigen Arbeitslosenzahlen (-1,5 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Von den im vergangenen Jahr ausgeschriebenen Job-Offerten für IT-Experten mit Hochschulausbildung waren 1510 und damit 17,8 Prozent befristete Stellen.

Insgesamt liegt der Anteil an befristeten Stellen für Akademiker bei 27,3 Prozent. Eigentlich könnte man nun darauf schließen, dass es neue IT-Mitarbeiter im Vergleich zu anderen Berufen noch gut erwischt haben. Schließlich können sie häufiger als der Durchschnitt unbefristete Stellen antreten. Doch das stimmt so nicht. Denn zahlreiche Informatiker sind selbstständig und viele Unternehmen schließen mit ihnen Lücken, ohne eigenes Personal etwa befristet einstellen zu müssen.

Auf Freiberuflern bleibt man nicht sitzen

Das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse von der Gulp Information Services, einem Unternehmen, das IT-Projekte Internet-basiert vermittelt. Gulp kann bisher über 200.000 abgewickelte Projektangebote und eine Datenbank mit mehr als 55.000 eingetragenen Profilen von IT-Profis vorweisen, weswegen die Angaben durchaus als repräsentativ angesehen werden können. 14.629 Projektanfragen sind in den ersten drei Monaten über das Portal abgewickelt worden. Für das Unternehmen ist das ein neues Rekordergebnis. Nach einer Hochrechnung für das erste Halbjahr 2005 werden über 30.500 Anfragen zusammenkommen, und damit 21,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

“In der Krise haben die Firmen festgestellt, dass sie auf ihrem Personal sitzen bleiben, wenn es mal nicht so rund läuft”, sagt Karl Trageiser, Geschäftsführer bei Gulp. Sein Unternehmen profitiere nun davon, weil die Betriebe das nicht noch einmal erleben wollen. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeige, dass insbesondere die Branchen Banken, Versicherungen und Automobilbau generell mehr Aufträge an Freie vergeben, als Projekte mit eigenem Personal abzuwickeln. Der absolute Hit bei Anfragen seien immer noch SAP-Projekte. Zudem fällt Trageiser auf, dass derzeit große IT-Dienstleister Bedarf an Mitarbeit hätten.