US-Handelskammer: Line-Sharing rettet deutschen Breitbandmarkt

Die amerikanische Handelskammer in Deutschland, AmCham Germany, hat konkrete Vorschläge dafür gemacht, wie der deutsche Breitbandmarkt sich besser und schneller entwickeln könnte.

Die amerikanische Handelskammer in Deutschland, AmCham Germany, hat konkrete Vorschläge dafür gemacht, wie der deutsche Breitbandmarkt sich besser und schneller entwickeln könnte. Sie sieht in der anstehenden Neuvergabe der Konditionen für so genanntes Line Sharing eine große Chance für alle Unternehmen in Deutschland.

Das Line-Sharing oder ‘Teilen der Leitung’ wird am 1. Juli von der Regulierungsbehörde neu festgelegt. Es ermöglicht Wettbewerbern Zugriff auf einen Teil der Teilnehmeranschlussleitung (TAL, Letzte Meile) des Ex-Monopolisten Deutsche Telekom. Sie sollen bessere Bedingungen für eigene, alternative Angebote in dem Bereich erhalten. DSL-Anschlüsse etwa sollen billiger und stabiler werden. Die alternativen DSL-Anschlussanbieter mieten dabei den zum DSL-Betrieb notwendigen, also höheren Frequenzteil der TAL. Sie erhoffen sich einen Marktauftritt, der näher an den Wünschen der Kunden ist. Die Handelskammer, die für wirtschaftliche Zusammenarbeit der Unternehmen aus USA und Deutschland arbeitet, betrachtet dies als Chance, den Markt zu beleben und den technischen Ausbau deutschlandweit voranzubringen.

Bislang, so kritisieren die AmCham-Experten, werde in Deutschland Line-Sharing kaum genutzt – zu unattraktiv seien die hohen Einmalentgelte. Das bringe den Endanwender in die verzwickte Lage, alle Produktgruppen einzeln bei jeweils einem anderen Anbieter kaufen zu müssen; beispielsweise die TAL bei der Telekom, DSL vielleicht auch dort, Internetzugang und -Anschluss bei einem anderen Anbieter und Internettelefonie bei einem Dritten. Die AmCham betrachtet es als Idealfall, wenn die Kunden ein Komplettpaket aus allen benötigten Produkten von nur einem Anbieter abonnieren könnten. Vielleicht per Line Sharing.

Die Wirtschaftsfachleute sehen Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinterherhinken: Um bis zu 50 Prozent könnten die Einmalentgelte gesenkt werden. Dann wäre Deutschland in dieser Hinsicht auf dem europäischen Niveau, zitieren sie die Marktforschungsfirma Analysis. Die Zahlen belegten auch, so teilt die AmCham mit, dass günstigere Angebotsbedingungen durch Line Sharing mitnichten zu weniger Gewinn oder Umsatz führen würden. Im Gegenteil: Wo die Einmalentgelte niedrig und die Chance auf Line Sharing hoch sei, in diesen Ländern sei auch der Breitbandausbau hoch.

Die Handelskammer, die auch US-Investoren im deutschen Markt betreut, legt der Regulierungsbehörde daher eine sorgfältige Entscheidung ans Herz. Würden beispielsweise Ende Juni die Line-Sharing-Entgelte deutlich gesenkt, so sieht die AmCham viele Telekom-Wettbewerber Millionenbeträge investieren. Es bestehe die Chance, eine Wiederbelebung des Wachstums zu erreichen, heißt es.