Linux auf der CeBIT – für Suse ein Heimspiel

Auch wenn Distributionen wie Red Hat, Debian oder Mandrake nicht mit eigenem Stand vertreten sind – ihre Software bleibt allgegenwärtig.

Linux und die CeBIT ist nicht wirklich eine Liebesgeschichte. Natürlich ist das Open-Source-Betriebssystem präsent, doch nur das Derivat ‘Suse-Linux’ taucht als solches unter der Bezeichnung im diesjährigen Produkt- und Ausstellerkatalog auf. Debian GNU/Linux von JF Lehmanns, Easy Linux, Mandrake beziehungsweise Conectiva und Red Hat Linux sucht man vergeblich.

Immerhin hat die Messeleitung das Thema mit einem Linux-Park in der Halle 6 bedacht, und dort dürften außer den ausgestellten Lösungen auch die Linux-Varianten der oben genannten Firmen als Grundlage allgegenwärtig sein. Denn Linux gibt es mittlerweile in Uhren, Handys, Voice-over-IP-Phones, auf dem Desktop und dem Unternehmens-Server. Zudem bietet es sich als Grundlage für Unternehmenssoftware à la SAP, macht aber auch im Speicher-Bereich Karriere.

Das aber sorgt für Marktmacht und Futterneid. Dass die Linux-Verbreitung auf Servern vor allem Microsoft Marktanteile kostet, ist hinlänglich bekannt. Doch greift das Server-Phänomen nun offenbar auch auf den Desktop über. Laut IDC soll es bereits mehr Linux-PCs geben als Apple-Rechner mit Mac OS. Damit erreichte das Desktop-Linux derzeit einen Marktanteil von 3,2 Prozent; im Jahr 2007 sollen es 6 Prozent sein.

Novell mit starkem Auftritt

Auf dem Messestand von Novell , Halle 1, Stand 3 L 1, zeigt das Solution Lab zahlreiche für Linux geeignete Anwendungen. (Der Suse-Stand ist in Halle 6, Stand H18.) Darunter befinden sich Open-Source-Applikationen, aber auch herkömmlich kommerzielle Produkte wie das hauseigene Werkzeug für das Identity Management. So habe sich zum Beispiel die Version Linux Desktop 9 von Suse zu einer “speziellen Linux-Distribution für Unternehmen” entwickelt.

Das Produkt enthält eine vom Novell-Produktbereich Ximian angepasste Version von OpenOffice, Mozilla Firefox als Browser, sowie Novell Evolution als Groupware-Client, der E-Mail, Kalender, Kontaktmanagement und Aufgabenlisten in einer Applikation integriert. Außerdem integriert ist das Tool ZENworks Linux Management vom Hersteller, mit dem Administratoren Linux Desktops von einem zentralen Ort bereitstellen, konfigurieren und administrieren können.

Ebenso präsentiert Novell erstmalig in Deutschland die Finale Version des Open Enterprise Server. Das Angebot besteht aus zwei Betriebssystemen, Suse Linux Enterprise Server 9  und Netware, plus Netzwerkdienste für beide Plattformen. Eine gemeinsame Schnittstelle erlaubt den Anwendern, sich zu entscheiden, auf welcher Plattform sie die Networking-, Communication-, Collaboration- und Applications-Services einsetzen. Das Bündel kommt nach Angaben des Herstellers zu “Netware-Preisen” auf den Markt.

Linux mit rotem Hut

Die Novell Tochter Cambridge Technology Partners stellt gemeinsam mit der Universität Erlangen-Nürnberg ein Online-Tool vor, mit dessen Hilfe Unternehmen Linux-Studien bewerten können. Schließlich finden sich auf dem Stand die Suse-Technologie-Partner wie IBM, Hewlett-Packard, Fujitsu-Siemens, sowie SAP und Intershop mit Linux-Lösungen.

Doch sind die bei weitem nicht auf die Suse-Distribution eingeschworen – mit gutem Grund. Weltweit die gefragteste Distribution ist nach wie vor die von Red Hat. Gerade hat Red Hat die Version 4 seiner Distribution vorgestellt. Sie basiert auf dem Linux-Kernel 2.6.9 und hält zudem zahllose Verbesserungen in den Bereichen Input/Output, Networking und Speicher-Management für bis zu 32 CPUs bereit.

Die neue Version unterstützt sieben CPU- und 600 Hardware-Plattformen sowie 1200 Software-Produkte. Das Server-Paket umfasst beispielsweise folgende Lösungen: Apache Web Server, Sendmail und Postfix für den Mailverkehr, für das Datei-Management Samba/SMB und NFS, Squid für das Web Proxy Cache, den Directory Server LDAP, das Authentifizierungswerkzeug Kerberos, die Firewall Iptables und den Filter Spam Assassin. Als Desktop-Highlights bezeichnet Red Hat die Applikationen Firefox, OpenOffice und Evolution sowie Zugänge zum Realplayer 10, HelixPlayer, Acrobat, Macromedia Flash, Citrix und RDesktop.

Sun will mitspielen

Derweil kommt Mandrakesoft mit ganz anderen Neuigkeiten. Das französische Unternehmen hat die Übernahme des brasilianischen Linux-Distributoren Conectiva bekannt gegeben, für rund 1,79 Millionen Euro in Aktien. Conectiva ist mit einem weltweiten Marktanteil von drei Prozent und einem Umsatz von 1,7 Millionen Euro der viertgrößte Linux-Distributor hinter Red Hat, Novell (Suse) und der japanischen Turbolinux Inc. Mandrakesoft hat im letzten Geschäftsjahr 5,18 Millionen Euro Umatz und 1,39 Millionen Gewinn erzielt. 2003 musste sich das Unternehmen noch in den Gläubigerschutz flüchten und ist der damit verbundenen staatlichen Aufsicht erst im März vergangenen Jahres entkommen.

Der Zusammenschluss macht nach Analysten-Angaben Sinn. Zumal mit Sun Microsystems ein neuer Rivale das Open-Source-Terrain betreten hat. Die Open Source Initiative (OSI) hat mit der Lizenz Community Developement and Distribution License (CDDL) eigens eine für die freie Version des Unix-Derivates entwickelt. Details über Open Solaris sollen noch vor der CeBIT bekannt werden.

Doch auch mit dem proprietären Gegenstück, Solaris 10, übt Sun massiven Druck auf die Linux-Händler aus. Gezielt wirbt das Unternehmen um Linux-Kunden: “Sie möchten nicht auf die Stabilität und Sicherheit des Betriebssystems Solaris verzichten, gleichzeitig aber Linux-Anwendungen flexibel einsetzen können? Dann hat Sun demnächst genau die richtige Lösung für Sie parat. Denn zu den vielen neuen Features des Betriebssystems Solaris 10 gehört auch die Möglichkeit, Linux-Anwendungen unverändert unter Solaris auszuführen.” Sun Microsystems findet sich mit Solaris auf der CeBIT zum Beispiel bei Fujitsu Siemens Computers in Halle 1, Stand 5 e 2. Außerdem findet man Sun mehrfach in Halle 1.