Kunden stehen im VoIP-Produktregen

Auf der diesjährigen CeBIT zeigte die Industrie, wo die Vorteile von VoIP liegen und wie Gefahren umgangen werden können

Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke betrachtet den ganzen Markt für Voice over IP (VoIP) im Vergleich zu DSL-Diensten derzeit als unattraktiv, will aber in der zweiten Jahreshälfte ein eigenes Angebot auf den deutschen Markt bringen. Die Sicherheit steht derzeit bei den Bonnern eher im Mittelpunkt, und sie bestimmte den CeBIT-Auftritt der Telekom im Festnetzbereich.

Marktkenner wie Martin Brampton, Gründer des unabhängigen Beratungshauses Black Sheep Research, stößt ins gleiche Horn wie Ricke. Er warnt vor dem Hype, betrachtet die durchgängigen Anwendungen erst in mehreren Jahren als marktreif und macht auf die Gefahren aufmerksam. Die Kunden müssen seiner Ansicht nach Insellösungen aufbauen – mit allen denkbaren Migrationsproblemen, die dies nach sich zieht. Die meisten Firmen benötigten noch gar keine voll konvergenten Netze und die Kosten/Nutzen-Frage werde oft verfälschend und vereinfachend dargestellt, lässt er auf der Unternehmens-Website wissen. Auf der CeBIT 2005 zeigen große und kleine Anbieter, wie sie diese Fragen der Kunden beantworten würden.

Die hochkomplexe Integration wird bereits angepackt, und zwar nicht nur von den großen Herstellern. Lancom Systems aus Aachen sorgt im Backend der VoIP-Netze mit einem Gateway dafür, dass ein Netz selbständig wird. Es soll erkennen, wann ein Gespräch in einem gemischten Netz günstiger über die alte oder die neue Technik geleitet wird und dies automatisch veranlassen.

Wer für ganz ähnliche Fähigkeiten in einem größeren Rahmen einen großen Hersteller und Dienstleister brauchte, konnte sich bei Cisco Systems informieren. Der Allrounder zeigte offenbar alles, was ein VoIP-Netz braucht: IP-Telefone, CTI-Werkzeuge (Computer-Telefonie-Integration), Unified Messaging und die Call-Center-Software ‘IP Contact Center’ gab es zu sehen, sowie Konferenzschaltungen mit ‘MeetingPlace’. Bereits im Vorfeld der Messe hatte Cisco den Fokus beschrieben: IP-Telefonie und die zugehörige Sicherheit lägen den Kaliforniern am Herzen.

Der Hersteller zeigte Integrated Services Router (ISR) der ‘1800’er, ‘2800’er und ‘3800’er Serien, welche in den Unternehmensnetzen für die Verbindung zwischen Sprache, Video und Sicherheit sorgen. Cisco demonstrierte, dass simultane, sichere Sprach-, Daten- und Videoanwendungen mit Leitungsgeschwindigkeit bereitgestellt werden können. Unter Leitungsgeschwindigkeit versteht die Netzwerkbranche die für eine bestimmte Hardware größtmögliche Übertragungsgeschwindigkeit, welche wenig oder keinen Software-Overhead erlaubt. Die ISR-Serie soll vor allem Kunden aus Mittelstand und Abteilungsebene anlocken.

Zusammen mit Cisco konnte sich auch IBM als VoIP-Könner präsentieren und ging vertikal an die Kunden heran. Einmal hatte der Riese einen IP-Info-Point eingerichtet, an dem sich die Fachbesucher informieren konnten, wie Konvergenz aus IBM-Sicht aussieht. Auf dem Hauptstand in Halle 1 zeigte der Konzern, wie mit der ‘CallManager’-Umgebung von Cisco und eigenen Plattformen unterschiedliche Kommunikationslösungen über das Internet-Protokoll zu verbinden sind. Daneben zeigte der IBM-Sektor Communications mit dem Demo-Punkt ‘IP Factory’, wie IBM über integrierte Sprach-, Medien- und Daten-Services die Kommunikationsnetze transformieren will. Diese Lösung richtet sich vor allem an Anbieter von Telekommunikationsdiensten.

Auch Siemens zeigte, was der Konzern in Sachen IP-Telefonie zu bieten hat. Dazu gehören verschiedene Upgrades. Beispielsweise wurden Neuheiten bei den etablierten Konvergenzplattformen ‘HiPath 3000’ (für den Mittelstand) und ‘HiPath 4000’ (für Großunternehmen, die ihre Standorte vernetzen wollen) vorgestellt. Des weiteren kam zur Messe die neueste Generation von ‘HiPath 8000’: das ist eine Plattform für Service Provider und Konzerne, die Funktionen wie Echtzeitkommunikation auf SIP-Basis und anderes brauchen.