HP – Ein IT-Flaggschiff ohne Kapitän und klaren Kurs

Das Personalkarussell dreht sich noch – aber der neue Chef von Hewlett-Packard soll die Werte der Firmengründer mit modernem Manager-Geist vereinen.

Die Suche nach einem Nachfolger für Carly Fiorina an der Spitze von Hewlett-Packard (HP) könnte sich länger hinziehen als gedacht. “Das Board sucht nun jemanden, der heilt, aufbaut und eine Vision hat”, zitiert die Financial Times Deutschland einen eingeweihten Headhunter. “Die Person muss sofort loslegen können und die Probleme des Konzerns verstehen.” Allerdings gebe es nur sehr wenige Kandidaten, die diese Anforderungen erfüllen.

Wie es aus Insiderkreisen heißt, sei das Aufsichtsgremium deshalb bereit, sich bei der Suche nach einer geeigneten Besetzung für den Chefsessel bis zu vier Monate Zeit zu lassen. Die Ziele für den potentiellen Nachfolger sind hoch gesteckt: Er soll neben Erfahrung im Corporate Computing auch in der Lage sein, notwendige Veränderungen so durchzusetzen, dass die Moral der Mitarbeiter darunter nicht leidet. Gleichzeitig muss er die hohe Fluktuation unter den Managern, die zu Fiorinas Zeiten die Führungsebene geschwächt hatte, in den Griff bekommen.

Fiorina wird noch im nachhinein vorgeworfen, sie sei zu wenig ansprechbar gewesen. Wie HP-Mitarbeiter in US-Medien berichten, habe man eine monatelange Wartezeit in Kauf nehmen müssen, um einen Termin bei der Chefin zu bekommen. Dagegen ist das Büro von Dave Packard- neben William Hewlett einer der Firmengründer im Jahr 1939 – noch heute ein Indiz dafür, dass hier ein Chef saß, der ansprechbar war. Der Konzern berichtet vom Headquarter, dass heute noch an der Linoleum-Schattierung zu erkennen sei, dass die Tür zum Büro immer offen gestanden haben müsse. Dieser Führungsstil fehlt offenbar vielen Mitarbeitern; die älteren von ihnen können sich noch erinnern, dass Packard ein “Management des Herumlaufens” praktiziert habe und dadurch immer ansprechbar und gleichzeitig bestens informiert gewesen sei.

Weil jetzt in der Branche Gespräche über diese Zeit geführt werden, kommt auch der ehemalige Compaq-CEO wieder mehr ins Gespräch. Er war ebenfalls für eine “Offene-Tür-Politik” in der  Firmenkultur bekannt. Die verbliebenen Compaq-Mitarbeiter denken bereits gegenüber US-Journalisten laut darüber nach, was er wohl als CEO zuerst anpacken würde: einen Namenswechsel des Konzerns zurück in ‘Compaq’ oder mehr Schwung für die PC-Aufgaben, für die Compaq berühmt war. Derzeit verdient er seine Brötchen als CEO von MCI, der ehemaligen TK-Firma Worldcom.