Große Koalition mit WebSphere?

Oracle öffnet sich (eventuell) für Konkurrenten und Open Source Software und will sich zum Anbieter von Middleware umbauen.

Etwa 80 Prozent des Umsatzes macht der Softwarekonzern Oracle mit Datenbanken. Um so mehr sorgte die Überlegung für Furore, auch die Datenbanken anderer Hersteller mit ‘Project Fusion’, wie das Produktportfolio neuerdings heißt, zu unterstützen. Sogar dem Konkurrenten IBM will sich Oracle künftig bei Middleware annähern. Öffnen will sich der Hersteller auch mit dem neu vorgestellten ‘Application Server 10g’. Der unterstützt neben Service-Oriented Architecture (SOA) auch 128 Produkte anderer Hersteller, wie etwa Microsoft Dotnet oder Checkpoint Firewalls und auch eine ganze Reihe von Open-Source-Projekten.

“Vielleicht werden wir in sechs bis neun Monaten eine Entscheidung treffen, ob wir verschiedene andere Datenbanken unterstützen”, kündigte Charles Phillips, Co-President von Oracle, auf der Oracle OpenWorld-Konferenz an. Oracle brauche noch Zeit, um diese Frage zu klären. Der Konzern würde mit der Erweiterung von ‘Project Fusion’ im Jahr 2007 dann auch IBM ‘DB2’ unterstützen – eventuell. Vor allem diejenigen Kunden, die Oracle mit der PeopleSoft- oder Siebel-Übernahme hinzugewonnen hat, und die daher noch DB2 verwenden, werden für die hinausgezögerte Entscheidung wenig Geduld aufbringen können.

Phillips erklärte, dass diese Anwender aber auf jeden Fall bis zur endgültigen Entscheidung auf DB2 bleiben können. Analysten sehen jedoch wenig Chancen, dass sich Oracle für eine Unterstützung fremder Datenbanken entscheiden werde. Anders sieht es bei der Middleware der Konkurrenz aus. Hier sucht Oracle den Beistand von IBM in Sachen WebSphere. Und das nicht ohne Grund: “Manche Leute bei Oracle glauben, dass die Verkäufe von Middleware die von Datenbanken überrunden werden”, erklärte Pillips.

So hat Oracle mit einem der Marktführer, IBM, ein Abkommen zur Interoperabilität der beiden Plattformen geschlossen. Die nächste Generation der Oracle-Anwendungen werde demnach nativ von WebSphere unterstützt. “Für die Anwender und die Marktpräsenz für WebSphere ist die Kooperation mit Oracle bei dem Project Fusion sehr gut”, kommentierte Robert LeBlanc, General Manager für WebSphere bei der Software-Gruppe von IBM. Die Anwender bekommen dadurch natürlich auch einfacheren Zugang zu Konkurrenzprodukten. Aber das scheint Oracle nicht abzuschrecken. “Wir wollen bei der Leistung konkurrieren”, entgegnet Phillips.

Auf der OpenWorld Konferenz in San Francisco stellte der Hersteller auch den ‘Application Server 10g’ Release 3 vor, der im Mai veröffentlicht werden soll. Über die Laufzeitumgebung können Entwickler jetzt SOA aufsetzen und verschiedene Komponenten von Middleware integrieren. Zudem unterstützt der Server neue Sicherheitstechnologien sowie Java- und Webservices-Standards.

So bietet der Server beispielsweise Support für Open-Source-Ansätze wie Apache, Ant, Eclipse, Hibernate, JUnit, CVS, Spring, MyFace oder Tapestry. Aber auch proprietäre Systeme wie Content- und System-Management sowie etwa den Cisco Local Director, F5 Big IP, Microsoft Dotnet, WebSphere und MQ-Series von IBM seien laut Hersteller in den App-Server integriert. Mit Support für SAML (Security Assertions Markup Language), verbesserten SSO-Fähigkeiten (Single Sign-On) und anderen Tools werde der Umgang mit SOAs in heterogenen Umgebungen zusätzlich abgesichert.