Trau keinem über 30 – Microsoft hat Geburtstag

Im Sommer 1975 ließen Bill Gates und sein Schulfreund Paul Allen ein Unternehmen mit dem Namen Microsoft in Albuquerque, New Mexico, registrieren.

Im Sommer 1975 ließen Bill Gates und sein Schulfreund Paul Allen ein Unternehmen mit dem Namen Microsoft in Albuquerque, New Mexico, registrieren. Und 30 Jahre später feiert der reichste Mann der Welt, inzwischen auch zum ‘Sir’ ernannt, zusammen mit 16.000 Angestellten in einem Stadion das Jubiläum dieses Amtsganges.

Klar, an so einem Jubeltag darf es an Zuversicht nicht mangeln. Daher spricht Gates zu seinen Untergebenen über die Visionen für das Unternehmen und das harte Stück Arbeit, das im nächsten Jahr bis zur Veröffentlichung von Windows Vista vor ihnen liegt. Aber trotzt Millionen verkaufter Produkte sind Analysten nicht wirklich euphorisch über die Zukunft des Konzerns.

Dass der Aktienkurs ebenso dahindümpelt wie der Verkauf von neuen Lizenzen, dass Microsoft mit seiner Suchmaschine Google so schnell nicht einhohlen wird können, kehrt Gates wohl eher unter den Teppich. Aber das ist wohl auch nicht so wichtig, solange die größten Konkurrenten bei Betriebssystemen Windows 2000 oder Windows NT heißen. 1981 hatte das Unternehmen einen geradezu jungfräulichen Markt vor sich, und dessen nahm sich Sir William ritterlich an, als IBM ‘MS-DOS 1.0’ zum ersten Mal auf einem PC installierte. Da konnte man freilich noch schneller als heute expandieren.

Heute macht Gates eher die Abwanderung der besten Microsoft-Ingenieure zum Rivalen Google zu schaffen. Doch nicht nur von Google, auch aus dem Open-Source-Lager drängen die Feinde herauf nach Redmond-Castle. Die dürfen sich aber auf eine lange Belagerung mit schwerem Gerät einstellen, wenn sie der Feste Microsoft wirklich zusetzen wollen. Und, es wird zurückgeschossen:

“Mehr denn je blicken wir mit Spannung auf die vor uns liegenden Möglichkeiten. In den nächsten 18 Monaten werden wir jede Menge neuer Produkte auf den Markt bringen”, verkündete Microsoft CEO Steve Ballmer anlässlich des Geburtstages. Schon vor 30 Jahren hätten aber die beiden Gründer-Väter Gates und Allen die Vision “ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Haus” gehabt. Und Gates fügt noch an: “Ich bin ganz besonders stolz, dass wir uns klar für Technologien wie die grafische Benutzeroberfläche oder Web Services entschieden haben und dann beobachten konnten, wie sie sich zu etwas entwickelt haben, auf das Nutzer Tag für Tag vertrauen.”

Analysten wie Richard Holway von Ovum machen glauben, dass die Zeiten, in denen die Nutzer Tag für Tag nur mit Microsoft arbeiten, vorbei sind. So vergleicht der Analyst das Betriebssystem mit einem Automobil: Er sei viele Jahre lang einen ‘Microsoft’ gefahren. Der hatte zwar einen Motor von Intel, eine Karosserie von Dell und Reifen von Epson, “aber alles was ich mit dem Auto gemacht habe, habe ich über Microsoft getan. Jedes Mal wenn Microsoft ein neues Modell herausgebracht hat, habe ich es kaufen müssen.” Das habe Microsofts Wachstum in den 90ern angetrieben.

“Jetzt aber muss ich mit dem Flugzeug an mein Ziel gelangen und das ist definitiv kein ‘Microsoft'”, spinnt Holway den Vergleich weiter. Jetzt heiße sein Reisefahrzeug Google. “Alles, was ich auf meinem Rechner habe, bekomme ich über ‘Google Desktop’. Ich verwende ‘Google Search’ im wahrsten Sinne des Wortes hundert Mal am Tag”, so der Analyst. Jedes RSS-Feed komme über Google, jede Suche starte er über Google und schon bald werde er Skype gegen ‘Google Talk’ eintauschen, prognostiziert Holway. Auch Word verwende er immer seltener, 99,9 Prozent seiner Kommunikation finde über pdf-Dokumente statt.

“Ich bin ein Early Adopter, aber kein Nerd”, so Holway, und alles, was er verwende, gehe früher oder später in den Mainstream über, lehre die Erfahrung. Daher sehe er für die Zukunft Microsofts eher schwarz.

Und schon jetzt habe sich das Umsatzwachstum auf 6 Prozent herabgeschraubt. “Es ist entweder ein mutiger oder närrischer Analyst, der den Abgang von einem Unternehmen vorhersagt, das so mächtig ist wie Microsoft. Aber es ist nicht unmöglich sich vorzustellen, dass Microsoft den Weg von Ford oder General Motors geht”, führt Holway weiter aus. “Unspannend, mittelmäßiges Wachstum, keine steigenden Aktienkurse, aber eine nette Dividende.”