Basel II kommt den Mittelstand teurer als erwartet

Die Banken verschanzen sich hinter Basel II und der Mittelstand hat das Nachsehen – doch die schlimmsten Kostenfresser entstehen durch SOX.

Compliance, wie sie die Amerikaner verstehen, ist teuer. Zum Glück gibt es einige entscheidende Unterschiede zwischen den am häufigsten verwendeten Modellen der USA und Europas. Während das US-Regelwerk ‘Sarbanes Oxley Act’ (SOX) die Unternehmen unter Investitionen und komplexen Umbauten stöhnen lässt, wirkt Basel-2-Konformität geradezu wie ein Schnäppchen. Aber auch hier gibt es Kosten und vor allem Umbaufragen, die nicht übersehen werden dürfen.

Für Wolfgang Sturz ist die bisherige Vorbereitung auf die Basel-2-Anforderungen entscheidend. “Die Unternehmen, die schon immer ein gutes Controlling hatten, sind in aller Regel ohne größeren Zusatzaufwand weitgehend Basel-2-tauglich”, sagt der Leiter des auf Wissensmanagement, Schulung und Beratung spezialisierten Steinbeis-Transferzentrums Wissensmanagement & Kommunikation. Und bei denen ohne eine solche Vorarbeit unterscheidet er zwischen zwei Kategorien. Einerseits gebe es Unternehmen, die trotz fehlender Basel-2-Tauglichkeit wirtschaftlich sehr erfolgreich sind. Das sind wirtschaftlich gesunde Unternehmen und deswegen von Banken unabhängig – aber für diese wurde seiner Ansicht nach Basel 2 nicht entwickelt.

Daneben weiß er aber auch von Firmen, die sich in wirtschaftlichen Grenzbereichen bewegen. “Diesen Unternehmen hilft es meistens nicht, Geld in die Erfüllung von Basel-2-Vorschriften zu investieren; das wäre vergebliche Liebesmüh, denn je transparenter die Zahlen dann auf den Tisch kommen, desto schwieriger und aufwändiger wird die in solchen Fällen oft dringend notwendige Bankenfinanzierung, wenn sie denn überhaupt noch möglich ist”, sagt er im Gespräch mit silicon.de.

Aus seiner Sicht lässt sich zwar kein direkter Zusammenhang zwischen Basel 2 und den Kosten für die Verwaltung belegen. “Gleichwohl – und das ist meine Kritik an Basel 2 – führt dieses Regelwerk zu neuen Bürokratien, die vor allem die unternehmerischen Freiheiten der Banken einschränken”, so der Fachmann, und er fährt fort: “Gerade Mittelständler konnten früher mit einer guten “Story” zu ihrer Hausbank gehen um sich dort beispielsweise Investitionsmittel zu holen – ohne große Bürokratie und auch in Zeiten, in denen es wirtschaftlich vielleicht nicht ganz so gut ging.”

Heute seien diesen Firmen die Wege zu manchem sinnvollen Kredit aus rein formalen Gründen versperrt, kritisiert Sturz. Andererseits werde der Banker gewissermaßen entmachtet. Er konnte früher im Sinne seiner Kunden “als Unternehmer Entscheidungen treffen”. Heute versteckt er sich hinter seinen Vorschriften, geißelt Sturz. Für ihn ist sicher: “Nicht wenige Unternehmen, die früher mit einer wohlwollenden Hausbank durchaus realistische Überlebenschancen gehabt hätten, mussten in letzter Zeit wegen eben dieser Basel-2-Vorschriften – und nicht wegen der Basel-2-Kosten – ihre Tore schließen.”