P2P ist tot, es lebe Podcasting!

Als “Zukunft des Radio” mag Podcasting zwar noch nicht durchgehen, Geld wird sich damit dennoch verdienen lassen. Und zwar legal.

Alle Jahre wieder wählen die Redakteure des renommierten ‘New Oxford American Dictionary’ “Wörter, die für den Zeitgeist prägend waren”. Ihr Wort des Jahres 2005: Podcast. Der Hype hat es in kürzester Zeit ins Lexikon geschafft und hat nun eine hochoffizielle Definition: “Die digitale Aufnahme einer Radiosendung oder ähnlichen Audiomaterials, die über das Internet verfügbar ist und auf einen persönlichen Audiospieler heruntergeladen werden kann.” Im Wettkampf der Trendwörter hat sich Podcast sogar gegen schreckensverbreitende Konkurrenten wie Bird Flu (Vogelgrippe) durchgesetzt.

Doch passt der Trend der iPod-Generation zu den Geschäftsmodellen einer Branche, die für ihre oft blinde Innovationshörigkeit in der Dotcom-Zeit bitteres Lehrgeld bezahlt hat? Auf alle Fälle, sagt auch Gartner und empfiehlt IT-Managern in seinen ’10 CIO resolutions for 2006′ einen internen Versuch mit aufstrebenden Technologien, wie zum Beispiel Podcasting für die Firmenkommunikation. Gerade in den USA gibt es kaum noch einen Konzern von Rang und Namen, der sich nicht mindestens ein Podcasting-Projekt auf die Fahne schreibt. Von Medien- über Sport- bis hin zu Automobilunternehmen.

In Deutschland ist die Medienbranche vorangeprescht – Zeitung, Radio und Fernsehen nutzen Podcasts in aller Regel zur Zweitverwertung. Doch die Experten sind sich einig, dass es gerade der IT-Branche im weiteren Sinne am leichtesten fallen wird, den Trend in bare Münze umzuwandeln. Denn einerseits filtern sich Podcast-Hörer – auf der Suche nach fundierten Informationen – gezielt ihre Sendungen aus dem Netz. Andererseits sind sie – das gebietet die Natur des Trends – Technik-affin. Bereits jetzt haben Podcasts mit Themen aus der Informationstechnologie die meisten Abonnenten. In diesem Sinne ist das Wörtchen ‘Podvertising’ 2006 vielleicht kein Kandidat für das ‘New Oxford American Dictionary’ – aber mit Sicherheit Anlass für die ein oder andere fruchtbare Debatte in Marketing- und Kommunikationsabteilungen.

Illegale P2P-Tauschangebote sind die Absteiger des Jahres. Ob die Klagewelle der Film- und Musikindustrie daran schuld war oder das Aufkommen legaler Angebote, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, dass immer mehr Anwender auf legale Angebote umsteigen. Von denen gibt es immer mehr, unterstützt von den reichweitenstärksten Portalen wie etwa AOL oder von T-Online. Vorreiter und weltweiter Marktführer der Webmusikdienste ist jedoch Apple. Der iPod und der zugehörige Musikdienst iTunes bieten nicht nur Millionen Songs, sondern setzen in der Zielgruppe auch die Trends.

P2P-Netzen wie eDonkey, Grokster und Kazaa geht derweil langsam die Puste aus. Auch Technologieführer BitTorrent musste sich mit der Industrie anfreunden. Napster kam Mitte Dezember neu nach Deutschland – macht jetzt aber auf legal.