CCC-Kongress ficht für mehr Bürgerrechte im Web

Der Chaos Computer Club und sein Kongress haben sich ein Ziel gesetzt: Die Hackerszene will die Überwacher kontrollieren.

Dabei verstehen sich die Akteure als Mahner, die auf die “Unreflektiertheit im Umgang mit der Technik” hinweisen wollen. Schließlich sei die Kameratechnik längst in Messezusammenhängen, im privateren Bereich und nicht mehr nur auf öffentlichen Plätzen gang und gäbe – doch dadurch werde die Welt nicht sicherer, vielleicht nur paranoider. Sie luden die Öffentlichkeit ein, mit der Suchabfrage ‘axis-cgi/’ unter Google nach Kameras im öffentlichen Raum weltweit zu suchen und sich so bewusster zu werden, wie weit die Überwachung bereits fortgeschritten sei.

Diese Haltung der Quintessenz-Akteure teilten nicht wenige Kongressteilnehmer. Und deshalb blieb beispielsweise die Überwachungs-Videokamera im Kongressraum während des Vortrags und teilweise während des Kongresses aus. Dem Thema ‘Sicherheit vs. Überwachung, Videoüberwachung am Beispiel des Kongressgebäudes’ widmeten die CCC-Aktivisten Jens Ohlig, Padeluun, Andy Müller-Maguhn und Frank Rosengart sogar einen eigenen Vortrag.

Frank Rieger vom CCC sagte gegenüber der Presse, er sei dafür, dass die Beobachter auch einmal beobachtet würden. Westliche Gesellschaften mutierten mehr und mehr zu einer Art Polizeistaat, die von einer unkontrollierten Elite regiert würden. Es gebe aber genug Technik, die einfach zugänglich sei und es ermögliche, den Spieß umzudrehen und die Beobachter zu exponieren. Dafür wird aber eine kritische Öffentlichkeit benötigt. Um diese zu sensibilisieren, hat der CCC den ganzen Kongress unter das Motto ‘Private Investigations’ gestellt. Hacker Joi Ito ging noch um einiges weiter und sagte: “Informationsfreiheit ist wichtiger als das Recht, Waffen zu besitzen und auch wichtiger als das Wahlrecht.” Sie sei es, die Demokratie erst ermögliche.