IT der Zukunft – pervasiv und ubiquitär

Neue Studien untersuchen die “pervasive” und “ubiquitäre” Zukunft der IT. Sie analysieren, wie realistisch diese Visionen sind und welche Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft zu erwarten sind.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT), Sun Microsystems und dem Berliner Unternehmen VDI/VDE Innovation + Technik die Studie ‘Pervasive Computing: Entwicklungen und Auswirkungen’ vorgelegt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellte die Untersuchung ‘Technikfolgenabschätzung – Ubiquitäres Computing und informationelle Selbstbestimmung’ vor. Diese wurde vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein und dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität Berlin erarbeitet.

Gegenstand beider Studien ist das Computing der Zukunft – das nach Überzeugung der Autoren “pervasiv” beziehungsweise “ubiquitär” sein wird. Beide Adjektive stehen zunächst für das deutsche “allgegenwärtig”. Die Autoren der BMBF-Untersuchung grenzen die beiden Begriffe jedoch schärfer ab und setzen sie zum Begriff ‘Mobile Computing’ ins Verhältnis. 

Demnach führt eine Erhöhung der Mobilität zum Mobile Computing – eine verstärkte Einbettung miniaturisierter Computer in andere Gegenstände dagegen zum ‘Pervasive Computing’. Und werden beide Aspekte zusammen genommen, dann ergibt sich die allgegenwärtige Datenverarbeitung, das ‘Ubiquitous Computing’.

Im Pervasive Computing werden also Mikrocomputer in Alltagsgegenstände integriert und machen diese zu ‘intelligenten’ Gegenständen. So drosselt ein Assistenzsystem im Auto bei Glatteis das Tempo und warnt die nachfolgenden Autos, das Fenster im Haus schließt sich bei einer Sturmwarnung eigenständig, in der U-Bahn wird der Fahrgast an Hand seiner Monatskarte automatisch erkannt und der Fahrpreis wird von seinem Bankkonto abgebucht.

“Pervasive Computing wird schlagartig eine Reihe von Anwendungen ermöglichen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können”, sagte BSI-Experte Markus Ullmann dem Handelsblatt. Allerdings sei die Energieversorgung der integrierten Computer häufig noch problematisch. Die Lösung könne in der Nutzung der vorhandenen Energie liegen. So könnten etwa Temperaturdifferenzen in der Umgebung ausgenutzt werden.

Am ehesten werde sich das Pervasive Computing in der Medizintechnik durchsetzen, meinte Marc Bovenschulte von VDI/VDE Innovation + Technik. Dort gebe es schon erste einfache Anwendungen. Das Klinikum Saarbrücken nutze in einem Pilotprojekt ein Armband mit RFID-Chip, auf dem etwa Daten zu Vorerkrankungen gespeichert werden. Allerdings mangele es noch an “einer bruchlosen Technik”, sagte Bovenschulte.

Das Hauptproblem des Pervasive Computing sei jedoch der Datenschutz, so Michael Haisch vom Fraunhofer SIT. “Es wirken zu viele Kleinstbausteine und -dienste zusammen, als dass ein solches Netz kontrollierbar wäre”.

Der Datenschutz steht auch im Mittelpunkt der BMBF-Studie. Die IT von morgen werde “unsichtbar und allgegenwärtig” sein, heißt es darin. Die Alltagswelt werde von immer kleineren Rechnern bevölkert, der Computer von heute zu einem Auslaufmodell.

Ergebnis der Studie sei, dass die Menschen grundsätzlich bereit seien, sich auf die allgegenwärtigen Computer einzulassen. Sie müssten jedoch davon überzeugt werden, dass der Datenschutz gewährleistet ist, die Technik sicher und anwenderfreundlich sowie deren Nutzung nicht verpflichtend ist.

Die BMBF-Studie steht zum kostenlosen Download im Netz. Die BSI-Studie ist im SecuMedia Verlag erschienen, online ist eine 21-seitige Leseprobe erhältlich.