Wie teuer wird die elektronische Gesundheitskarte?

Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich soll die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte in Deutschland bringen, vor allem bei den Krankenversicherungen. Bei den Ärzten tritt sie eine Investitionslawine los.

Für die Erarbeitung der Spezifikationen und für die Implementierung der Feldtests ist die ‘Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH’, kurz Gematik zuständig. Zu 50 Prozent wird sie von Leistungserbringern wie Ärztekammern, dem Krankenhaus- und dem Apothekerverband gehalten, zu weiteren 50 Prozent von Kostenträgern. Die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände sind mit 45 Prozentbeteiligt, der Verband der privaten Krankenversicherungen hält 5 Prozent.

Das föderale Problem

“Die deutsche Besonderheit eines föderalen und damit zerklüfteten Gesundheitswesens macht diese Arbeit nicht sehr einfach”, sagt Martin Praetorius, Vorsitzender des Bitkom-Arbeitskreises ‘eHealth’ und hauptberuflich Business Development Manager bei Siemens für die internationalen eHealth-Aktivitäten des Konzerns. Außerdem leide die Gesellschaft an einer weiteren Krankheit: den Mangel an Ressourcen für die zu leistende Arbeit. “Die Gematik hat eine Aufgabe, die sie eigentlich aus eigener Kraft gar nicht erfüllen kann”, stellt Praetorius fest.

Das Aufgabenspektrum der Gematik ist in der Tat gewaltig. Außer der Erarbeitung von Spezifikationen, der Durchführung von Labortests und der Aufsicht der Feldtests soll sie auch Zulassungsverfahren für die Abnahme der Komponenten erarbeiten. Derzeit ist sie mit 70 Mitarbeitern bestückt. Der Bitkom-Verband versucht unterdessen, soweit möglich, in die Bresche zu springen und organisiert Ressourcen mit entsprechenden Know-how. Die Mitgliedsfirmen haben Experten bereitgestellt, so dass inzwischen eine Liste von 160 Personen zusammengestellt wurde, die am Projekt zeitweise mitarbeiten können. “Das Ziel ist, diese Prozesse zu beschleunigen”, so Praetorius.

Gematik-Sprecher Daniel Poeschkens stellt in Aussicht, dass spätestens bis Ende März die Spezifikation des Konnektors stehen soll, damit rechtzeitig mit den Tests begonnen werden kann. Bis Ende Juni soll auch das Labor für den Testbetrieb der einzelnen Komponenten und der Infrastruktur – zumindest zum Teil – aufgebaut sein. Allerdings laufen bis Juni noch die Ausschreibungen für die Testeinrichtung. Im Labor sollen Musterumgebungen für Arztpraxis, Apotheke und Krankenhaus aufgebaut und getestet werden.

Ein gewaltiges Projekt 

“Die eGK ist das größte Identity-Management-Projekt der Welt”, sagt der Geschäftsführer von Cybertrust Deutschland, Dr. Artur Heil. Allein schon um etwaige Datenschutzrisiken bei 80 Millionen Nutzern und zwei Millionen Gesundheitsprofis zu eliminieren bedarf es einer gigantischen Sicherheitsinfrastruktur. Cybertrust bewirbt sich derzeit mit seinem zertifikatsbasierten Identity-Management-System UniCERT um Aufträge bei Trägern wie Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen.

Droht die Gesundheitskarte ein zweites Mautsystem zu werden? “Das eGK-Projekt ist in keiner Weise mit dem Mautsystem vergleichbar, weil hier keine neuen Technologien involviert sind”, sagt Dr. Elmar Fassbinder, Direktor des Bereichs Gesundheitswesen bei Giesecke & Devrient, einem der potenziellen Lieferanten von Kartenlösungen im Gesundheitswesen. “Allerdings ist es kompliziert wegen der Entscheidungsstrukturen im System aufgrund der vielen involvierten Parteien. In Österreich war die Einführung wesentlich unkomplizierter.”