Deutschland fällt im IT-Ländervergleich zurück

Deutschland hat bei der jährlichen Technologie-Studie des Weltwirtschaftsforums, die als Trendbarometer der ITK-Branche eines Landes gilt, den Blick auf eine Spitzenposition verloren.

Die Bundesrepublik fiel von Rang 14 auf Platz 17. Das ist zwar kein erdrutschartiger Abstieg, widerspricht aber den Aussagen von Beobachtern, die den Technologie-Sektor Deutschlands als Motor für die gesamte Wirtschaft sehen. Und es widerspricht der Argumentation der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei der Eröffnung der CeBIT sagte, sie erhoffe sich von der IT einen entsprechenden Impuls, der auch andere Wirtschaftszweige mitreiße, damit Deutschland die von der EU geforderte Drei-Prozent-Hürde wider schaffe.

Die Rangliste als Teilbereich des Berichts läuft unter der Bezeichnung ‘Network Readiness Index’ (NRI). Dort werden nach verschiedenen Kriterien insgesamt 115 Staaten bewertet und auf die Plätze verteilt. Entscheidend ist unter anderem, welche Chancen der Technikentwicklung eingeräumt werden, und ob und wie ein Land davon profitiert. Wichtig sind außerdem die Rahmenbedingungen wie das gesetzliche Umfeld oder die generelle Infrastruktur, darunter die Anzahl eingesetzter Computer oder Telefonleitungen.

Überholt wurde Deutschland unter anderem von Taiwan, das eine fulminante Aufholjagd hinter sich hat. Um acht Positionen konnte sich das Land verbessern und stürmte erstmals die Top Ten. Taiwan gilt laut dem Bericht als “ITK-Powerhouse”. Mit einer intelligenten Politik und der Fähigkeit, Synergien zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor zu schaffen, hat es Taiwan sogar erreicht, dass man ihm einen Sonderbericht gewidmet hat.

Überhaupt konnte sich Asien gut behaupten. Hongkong, Korea und Japan rangieren unter den ersten 16. Indien verliert einen Platz und landet auf der respektablen Position 40, China dagegen rutschte neun Plätze auf 50 ab.

Singapur verliert zwar einen Platz, steht aber immer noch mit Rang zwei auf dem Treppchen. Zum vierten Mal unter den ersten Zehn, untermauert Singapur seine Stellung mit hervorragender regulatorischer Struktur, einem ausgezeichneten Ausbildungs- und Bildungssystem und einer Regierung, die bereit ist, die neuesten Technologien in allen Wirtschaftsbereichen einzusetzen. Gepaart mit herausragender Infrastruktur und dem gelebten Fortschritt, wie es in dem Bericht heißt, macht Singapur ITK-technisch einen richtig guten Job.

Nur die Vereinigten Staaten sind besser. Von Platz 5 auf das Siegerpodest ganz oben gelangten die USA durch ähnliche Eigenschaften wie Singapur, bloß noch einen Tick ausgereifter. Nordamerika verfügt ebenfalls über ein exzellentes höheres Bildungswesen, den Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Forschungseinrichtungen sowie die Bereitschaft von Risikokapitalgebern – ein Schlüsselelement für junge Unternehmen mit innovativen Ideen. Nicht zuletzt deshalb stammen 17 der insgesamt 36 ausgezeichneten Technologie-Pioniere aus den USA.

Von dem Bericht besonders gewürdigt wurde auch Skandinavien. Dänemark (3), Finnland (5), Schweden (8) und Norwegen (13) kommen unter anderem ein gutes Bildungssystem, das Interesse an Innovationen sowie ein freundliches Klima der Regierung gegenüber neuen Unternehmen zugute.

Lateinamerika wird von Chile auf Position 29 angeführt. Danach folgt lange nichts. Erst Brasilien leistet Gesellschaft auf Rang 52. Nach Samba dürfte den Brasilianern allerdings nicht sein, denn das Land verlor gegenüber dem Vorjahr sechs Plätze.

Die größten Verlierer sind Bahrein mit dem Verlust von 16 Plätzen auf 49, Japan rutscht acht Plätze auf 16 ab, Luxemburg verliert neun und rangiert auf 26, Indonesien sackt um 17 Plätze auf 68 ab. Russland muss sich mit Platz 72 zufrieden geben, im vergangenen Jahr war es noch Rang 62 gewesen. Marokko (77) und Namibia (78) verloren mit 23 Plätzen am meisten.

Polen machte die meisten Plätze gut, nämlich 19 und steht jetzt auf Position 53. Ganz neu dabei sind unter anderem Khatar (39), Kuwait (46) und eine Reihe von Staaten aus der ehemaligen Sowjetunion, darunter Aserbaidschan (73), Armenien (86), die Mongolei (92) und Tatschikistan (93).

Der Global Information Technology Report wird vom Weltwirtschaftsforum in Zusammenarbeit mit der Insead Business School erstellt. Seit fünf Jahren etabliert, gilt er als Bemessungsgrundlage für den Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologie auf den Entwicklungsfortschritt und die Wettbewerbsfähigkeit von Staaten. “Regierungen, die Wirtschaft und der private Sektor orientieren sich an dem Bericht und analysieren die Möglichkeiten der ITK-Branche in ihrem Land”, so Klaus Schwab, Gründer und Chairman des Weltwirtschaftsforums. “Außerdem haben wir einen Benchmark für die Wirtschaft von mehr als 100 Nationen.”

Trotz der global schwierigen Wirtschaftslage sieht das Forum die Technologiebranche insgesamt als Motor für die weltweite Wirtschaft allgemein.