Nachwuchssorgen für Eclipse

Millionen Entwickler weltweit arbeiten mit Eclipse, doch es gibt großen Bedarf an weiteren Fachkräften für die Umgebung.

“Eclipse hat sich stark in die Breite und Tiefe entwickelt, es ist heute viel mehr als eine Entwicklungsumgebung, es wird von Großunternehmen eingesetzt und entwickelt sich immer weiter – doch der Nachwuchs fehlt”, sagte Ralph Mueller, Director Eclipse Ecosystems Europe bei der Eclipse Foundation, gegenüber silicon.de. Deshalb geht die Entwicklungsumgebung nun sozusagen an die Uni.

Europaweit schlagen er und seine Mitstreiter einfache, “leichtgewichtige Projekte” vor und werben für Zusammenarbeit mit der Industrie, aber auch untereinander. “Dabei gehen wir den Weg über die Wirtschaft genauso wie den, die einzelnen isolierten Eclipse-Projekte an Unis europaweit zu verkoppeln – für die Universitäten selbst kann das Kostenersparnisse bringen, wenn nicht an jeder Stelle im Land alles neu erfunden werden muss; außerdem bringt diese Form der kollaborativen Open-Source-artigen Lehre die Werkzeuge voran”, so Mueller. Open-Source-Methoden für Forschung und Lehre also.

Ein Gedanke geht dahin, eine Plattform für einen Marktplatz zu schaffen, der auf der Eclipse-Homepage eingerichtet werden könnte. Diese soll als Projektbörse fungieren. Hier könnten sich, so die Pläne der Foundation in Europa, Unis und Studenten mit ihren Projekten vorstellen; Unternehmen könnten ebenfalls ihre Eclipse-Arbeiten umreißen oder einfach nur nach passenden Lösungen suchen – so könne man viel leichter die Arbeit und die Menschen zusammenbringen.

Beispielsweise habe die TU Darmstadt eine Art “Hausaufgaben-Workflow” mit Eclipse geschrieben: “Der Professor schreibt die Aufgaben, diese werden weitergegeben an die Studenten, wo sie sich selbst melden; die Studenten wiederum bearbeiten die Projekte und schicken die Ergebnisse über dieselbe Workbench wieder zurück – das ist sehr einfach, lässt sich aber dank Open Source für mehr einsetzen, beispielsweise an anderen Unis”, sagte Mueller. Solche Projekte könne er sich sehr gut in der Projektbörse bei Eclipse vorstellen.

Ein anderer Weg, an junge Entwickler zu kommen, ist direkter. “Wir suchen Eclipse-Praktiker und schicken sie an die Unis – Toulouse, Paris und Rom sowie einige Unis in Deutschland sind sehr aufgeschlossen”, sagte er. Als er kürzlich selbst eine Vorlesung gehalten hatte, habe er mit zehn Hörern gerechnet – gekommen waren etwa 80. Dieses Interesse müsse sich nun in beruflichen Qualifikationen niederschlagen, damit “einige der freien Stellen für Eclipse-Entwickler, die man derzeit bei Stellenbörsen wie monster.de finden kann, besetzt werden können”. Diese seit langer Zeit offenen Stellen für soleche Spezialisten in Deutschland machen ihm besonders viel Sorgen.

Auf die Frage, wo Eclipse heute im Vergleich zu dem Sun-Projekt Netbeans steht, sagte er nur: “Das ist vollkommen unvergleichbar, weil sich Eclipse durch die offene Herangehensweise und Entwicklung viel schneller verbreitet und verbessert hat. Wo Eclipse sechs Projekte hat und sechs Welten gestaltet, beschränken sich andere Ugebungen eher auf eine einzige. Eclipse ist nicht zuletzt durch die Akzeptanz von Großkonzernen bereits aus dem Schatten getreten. Dies ist so, weil Eclipse immer mehr aus der Nähe zum Betriebssystem in die Applikationsebene hochwandert – hier wird der eigentliche Mehrwert geschaffen und diese Entwicklung sieht auch die Industrie. Eclipse wird für sie attraktiver.”