Gates verlässt das Tagesgeschäft

Microsoft-Mitgründer Bill Gates will sich in zwei Jahren aus dem Tagesgeschäft des Softwarekonzerns zurückziehen.

Ab Juli 2008, so heißt es in einer Mitteilung, werde sich einer der reichsten Männer der Welt karitativen Arbeiten zuwenden und seine Stiftung ausbauen. Microsoft will er dann nur noch in wichtigen Projekten beraten. Der 50-Jährige wird aber Chef des Aufsichtsrats bei Microsoft bleiben.

Für ihn rückt der bisherige Chief Technical Officer (CTO) Ray Ozzie nach. Er übernimmt Gates’ Stelle als Chief Software Architect. An Ozzies Stelle wird Craig Mundie als neuer Leiter des Bereichs Forschung und Strategie übernehmen. Er war bisher ebenfalls CTO und übernimmt nun noch die Rolle des Chief Research und Strategy Officer von Ozzie.

Für die Übergangszeit wird Ozzie sehr eng mit Gates zusammenarbeiten, um die Produktentwicklung und Architekturfragen abzustimmen. Auch Craig Mundie rückt nun näher an Gates heran und soll mit ihm die künftigen Anstrengungen des Konzerns in Forschung und Entwicklung festlegen.

Obwohl alles für den Übergang bestimmt scheint, geht Gates offenbar nicht leichten Herzens. “Diese Entscheidung war sehr schwer für mich”, so der 50-Jährige am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. “Diese Veränderung bedeutet aber keineswegs den Ruhestand, es ist viel mehr die Neuordnung meiner Prioritäten.”

Er sagte, er sei sehr glücklich, gleich zwei Leidenschaften zu haben, die seiner Meinung nach große Tragweite haben. Während er sich für den Übergang von der einen zur anderen vorbereitet, bestärkte er nochmals den “sonnigen Weg”, den Microsoft auch weiterhin gehen werde.

Im September 2005 organisierte CEO Steve Ballmer den Konzern um und übergab den Presidents Jim Allchin, Kevin Johnson, Robbie Bach and Jeff Raikes je eine Abteilung zusammen mit mehr Verantwortung für die jeweilige Produktentwicklung und strategische Entschiedungen innerhalb ihrer Bereiche. Im August 2005 verstärkte Kevin Turner als Chief Operating Officer die Teppichetage.

Steve Ballmer sagte, er und Bill Gates seien sicher ein Team zu haben, das seines Schuhe nach und nach füllen könne. Um die Innovationsfähigkeit bei Microsoft macht er sich demnach auch ohne Gates keine Sorgen. Investitionen für längerfristige Zukunft, das Anwerben der “besten IT-Talente” und ihre Versorgung mit den “besten Werkzeugen” seien weiterhin die Grundlage, um den Kunden “das Beste” zu liefern.

Gates hatte die Software-Firma 1975 in Kalifornien gegründet. Erst 2000 hatte er den Posten als CEO an Steve Ballmer übergeben. Heute zählt das Unternehmen weltweit mehr als 60.000 Mitarbeiter. Gates ist dem Magazin “Forbes” zufolge der reichste Mann der Welt mit einem geschätzten Vermögen von etwa 50 Milliarden Dollar.

Die Gates Foundation gilt mit einem Vermögen von knapp 30 Milliarden Dollar als größte wohltätige Organisation der Welt. Sie fördert unter anderem Gesundheits- und Bildungsprojekte in Entwicklungsländern. Vor allem der Kampf gegen Malaria steht auf dem Programm der Stiftung. Sie hat Gates und seiner Frau 2005 den Titel ‘Persönlichkeit des Jahres’ des Magazins Time beschert.