Galileo peilt eine Milliarde Euro Umsatz an

Die Mehrkosten und die Verzögerungen beim europäischen Satellitenprojekt Galileo beruhen weniger auf technischen Schwierigkeiten als vielmehr auf politisch-organisatorischen Problemen.

Das sagte Rainer Grohe, Direktor von Galileo Joint Undertaking, dem Magazin Wirtschaftswoche. Galileo Joint Undertaking ist ein neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen der EU und der Raumfahrtagentur ESA.

Demnach sollte Galileo bereits 2008 starten, kommt jetzt aber erst 2011. Zudem sei die Testphase mit 1,5 Milliarden Euro bereits 400 Millionen Euro teurer als geplant. Der Start habe sich verschoben, weil sich die Entscheidungsfindung aller Beteiligten als “unerhört kompliziert” erwiesen habe, so Grohe. Die ESA habe 28 Mitgliedsländer und fast jeder Staat verfolge eigene Interessen.

Die politisch-organisatorischen Verzögerungen hätten zu Mehrkosten geführt. So teile die UNO Galileo die benötigten Frequenzen zu. Die Vereinten Nationen hätten die Frequenzen jedoch nur bis Juni 2006 zugewiesen. Bis dahin habe Galileo aus dem All senden müssen, sonst wären die Frequenzen an China gefallen. So habe Galileo schnell zwei Testsatelliten bauen müssen.

Jeder dieser Satelliten koste jedoch 35 Millionen Euro, ein Start noch einmal so viel, sagte Grohe. Galileo habe zudem Geld für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und die zunächst nicht geplante Gründung von Galileo Joint Undertaking aufwenden müssen.

Jetzt laufe die Realisierung von Galileo jedoch nach Plan. 2011 solle die erste Galileo-Anwendung verfügbar sein. Die Betreiber könnten mit einem Umsatz von eine Milliarde Euro pro Jahr rechnen, der das System und seine Erneuerung bis zum Jahr 2028 finanzieren solle.

Zudem sei bereits ‘Galileo II’ in Arbeit. “Wir denken beispielsweise an Satelliten, die nicht mehr von Bodenstationen abhängig sind, sondern untereinander kommunizieren und Fehler beheben können.”