Auf dem Weg zum richtigen Geld

Wer als E-Commerce-Unternehmen auf der Suche nach frischem Geld ist und sich an eine Venture Capital-Gesellschaft (VC) wendet, muss schon eine ausgereifte Geschäftsidee mit hervorragenden Zukunftsperspektiven vorlegen.

Man machte sich die Wahl schwer. Alle potenziellen Kapitalgeber wurden gelistet und unter die Lupe genommen. “Wir wollten wissen, wer wirklich zu uns passt”, erklärt Ledermann. Dabei ging es dem Mercateo-Team nicht nur ums Geld. “Natürlich spielten die Konditionen für das Kapital eine Rolle, aber wir wollten jemanden mit einem guten Kontaktnetz, jemanden, der unser Geschäft versteht, jemanden, der in der Lage sein würde, mehr als eine Runde zu finanzieren und jemanden, der menschlich zu uns passt und nicht nur quartalsgetrieben funktioniert. Schließlich muss man ja über Jahre zusammenarbeiten.” Bei diesem Anforderungskatalog reduzierte sich die Liste der möglichen Partner schnell.

Die Wahl fiel auf die Münchner Venture-Capital-Gesellschaft Target Partners, die in junge Technologieunternehmen investiert und sich auf die Schwerpunkte Informationstechnologie, Telekommunikation und Medien spezialisiert hat. Die Geschäftsführer des Wagnisfinanzierers verfügen über langjährige Erfahrungen in diesen Gebieten. Der IT-Unternehmer Kurt Müller etwa gründete 1986 in den USA die Dataware Technologies, steigerte den Jahresumsatz von Null auf 41 Millionen Dollar und brachte das Start-up 1993 an die Technologiebörse Nasdaq. Sein Partner, der Physiker Dr. Berthold von Freyberg, hat für Microsoft Produkte der Office-Line entwickelt und gemanagt. Waldemar Jantz ergänzt die Geschäftsführung von Target Partners mit mehr als 20 Jahren Erfahrung als Venture Capitalist in Europa und USA.

Worauf der VC-Geber achtete

Seit 2004 ist Kurt Müller im Aufsichtsrat der Mercateo AG – und das mit Freude: “Als wir uns zu einer Beteiligung bei Mercateo entschlossen, wussten wir, dass – trotz der Pleite vieler E-Commerce-Unternehmen nach dem Platzen der IT- und Börsenblase im Jahr 2000 – gerade dieser Online-Händler hervorragende Perspektiven hatte, groß und stark zu werden”, erklärt Müller. Die Konsequenz, mit der man bei Mercateo Planungsvorgaben umsetze, sei ebenso beachtlich wie die Geschwindigkeit, mit der das Unternehmen seine Ziele erreicht.

Vor einer Entscheidung für eine Beteiligung prüft die VC-Gesellschaft das jeweilige Unternehmen, Technologie, Wettbewerb, adressierbaren Markt – und vor allem das Potenzial und den Erfolgswillen des Managements. So beteiligt sich Target Partners beispielsweise nur an Unternehmen, die ein hohes Wachstum versprechen und das Potenzial zu einer Markt- oder Technologieführerschaft haben. Wesentlich beim Blick auf das Management ist Erfahrung, Begeisterung und der Wille zum Erfolg.

Der Mercateo-Vorstand überzeugte die VC-Gesellschaft schnell. Ledermann bringt aus seiner Zeit bei E.ON viel Management- und Personalerfahrung mit. Der promovierte Physiker Wieser kennt die Branche; er arbeitete vor seiner Selbständigkeit als IT-Berater für die Unternehmensberatung McKinsey. “Wir entwickeln die Software für unsere Plattform selbst und beschäftigen mittlerweile 25 Ingenieure, die sich täglich damit beschäftigen, die Lösungen noch weiter zu verbessern”, so Wieser. “Hinter dem Optimierungs-Tool ‘BestBasket’, auf das die Kunden zurückgreifen können, um die Mischung der Konditionen wie zum Beispiel den günstigen Preis und den bestmöglichen Zeitpunkt der Lieferung zu optimieren, stecken sehr komplexe mathematische Algorithmen. Man benötigt viel Know-how, solche Funktionen zu entwerfen.”

Allerdings reicht das Potenzial einer guten Technik für Kapitalgeber beileibe nicht aus. Neben Geschäftsidee und Management nahm die VC-Gesellschaft zudem die Finanz- und Liquiditätsplanung für die folgenden Jahre unter die Lupe. Auch hier konnte der Online-Anbieter punkten.