Abhörmaßnahme bei HP entdeckt undichte Stelle

Ein Informationsleck in der Vorstandsetage war Hewlett-Packard (HP) eine sehr brisante, interne Abhörmaßnahme wert. Die Affäre rund um George A. Keyworth bringt eine Lawine rund um die Privacy ins Rollen.

Keyworth soll Vorstandsgespräche und vertrauliche Informationen, die mit seinem Posten verbunden sind, jahrelang unerlaubt an die Presse weitergegeben haben. Bereits im Frühjahr dieses Jahres wurde er deshalb von HP-CEO Mark Hurd gebeten, seinen Posten zu räumen. Er gab zwar zu, die Infos preis gegeben zu haben, doch er kam der Aufforderung zu gehen nicht nach. Deshalb wird er nun nicht mehr für den Vorstand nominiert. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: HP erfuhr von den Gesprächen durch eine rechtlich sehr umstrittene Abhörmethode.

Strafrechtler in Kalifornien untersuchen bereits, inwiefern HP seine Kompetenzen überschritten hat. Angewandt wurde angeblich so genanntes Pretexting. Dabei fungiert eine dritte Person oder Stelle bei einem Telefongespräch als vermeintlicher Kunde und schneidet die Informationen mit. Das ist in einigen Bundesstaaten ein Straftatbestand. Auf diese Weise erhaltene Mitschnitte von Gesprächen, die weiterverkauft werden sollten, brachten in der Vergangenheit den Betreffenden Anklagen ein. Datenschutzrechtlich gilt die Methode als zumindest verwerflich. Strafrechtlich ist sie in den USA insgesamt allerdings nicht illegal.

HP soll im Rahmen einer internen Untersuchung die Vorstandsmitglieder strengstens kontrolliert haben. Konkret ging es darum, den zu finden, der bereits seit Jahren interne Informationen aus dem Vorstand an die Presse weitergeleitet hatte. Der ehemalige Reagan-Berater sei nun nach einer Reihe von Nachfragen gefunden worden. Zunächst habe HP, so heißt es in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC, dabei lediglich interne Befragungen durchgeführt. Dann habe der Konzern die Nachfragen einer Managerin, Patricia Dunn, in die Hände gegeben, die zusammen mit Experten von außen den Schuldigen finden sollte, der immer wieder Informationen streute.

Als auch diese Methode keinen Erfolge gezeigt habe, hat Dunn angewiesen, die Gespräche aller Board-Mitglieder zu überwachen. Das geht aus einem Brief an die Börsenaufsicht hervor. Diese Maßnahme brachte ans Licht, dass Keyworth offenbar schuld war. Im Effekt hat HP inzwischen eins erreicht: Ein weiteres Vorstandsmitglied, Thomas Perkins, hat seinen Rücktritt aus dem Vorstand eingereicht. HP teilte mit, er gehe im Einvernehmen, es seien keine Fragen mehr offen zwischen dem Konzern und Perkins. Gut informierte Kreise vermuten aber, er sei gegangen, weil er die Methoden des Umgangs mit Vorstandsmitgliedern kritisierte. In der Branche wird er aber auch in die Nähe von Keyworth gestellt.

Doch zumindest diesem soll das Ausplaudern von internen Informationen nachgewiesen worden sein. Der Marktforscher Rob Enderle ist sicher, dass Keyworth so schnell nicht wieder in ein Board gewählt werden wird. Pikanterweise soll es das Leck im Board aber nicht erst seit einiger Zeit geben. Es soll bis weit in die Ära Fiorina zurückreichen und möglicherweise sogar bei dem Merger zwischen HP und Compaq, der der damaligen CEO Carleton Fiorina als Fehler angelastet wird, seinen Anfang genommen haben.

Das Management von HP versucht die Wogen zu glätten und bleibt einstweilen in Gesprächen mit der SEC. Der Konzern will auch mit den kalifornischen Behörden zusammenarbeiten, um Licht in die Sache mit der Abhörmaßnahme zu bringen. So will HP der um sich greifenden Verunsicherung im Management Einhalt gebieten. Die Branche wie auch Investoren haben sich inzwischen deutlichst gegen die Methoden ausgesprochen, mit denen HP an die Informationen gekommen ist. So werde das Vertrauen in Konzerne und in die ganze Branche zerstört, sagte ein Investorenvertreter gegenüber der US-Presse. Diese Handlungsweise könne nur vor Gericht enden, sie verunglimpfe ganze Personengruppen. So werde die Notwendigkeit, die Privacy der Persönlichkeiten des Web und in der Community einzuhalten, untergraben.