GPLv3 schützt Community besser

Zusammen mit Jurist und Mitstreiter Eben Moglen hat Richard Stallman der neuen Version der GPL mehr Biss gegeben. Sie soll schließlich in den kommenden Streitigkeiten der Softwarebranche bestehen.

Wie er bei einer Konferenz für die General Public License 3 (GPLv3) im indischen Bangalore gegenüber der Tageszeitung The Hindu sagte, haben die Veränderungen, die gegenüber der Vorgängerversion GPLv2 vorgenommen worden sind und auch noch gemacht werden, mit dem Kampf gegen Softwarepatente zu tun.

Beispielsweise seien die Leitsätze für die etwa eine Million Entwickler, die etwas zu GPL beitragen, neu. Sie lauten nicht mehr wie früher “Kopieren und Verbreiten”, sondern “Propagieren und Weitervermitteln”. Das beschrieb er als Ausdruck dafür, dass beispielsweise zwei Firmen, die beide unabhängig voneinander auf derselben Licence aufsetzend eigene Entwicklungen bauen und diese zum Patent anmelden, sich nicht gegenseitig wegen der selben zugrunde liegenden Lizenz verklagen können.

Dies sei selbst dann unter der GPLv3 nicht erlaubt, wenn die Entwicklungen der beiden Firmen eventuell ähnlich sind oder denselben Zweck erfüllen. Stallmann will so einer Prozesslawine vorbeugen. Die GPL, so sagte er, habe “eine sehr unmissverständliche Patent Licence und nur ein begrenztes Maß an Möglichkeiten für einen (patentrechtlichen) Gegenschlag”. Eine Reihe von Neuerungen dreht sich demnach um diese Fragen und darum, “die Community besser zu schützen” vor Proprietarisierung.

Dagegen zieht Stallman bereits seit seiner Studentenzeit am Massachusetts Institute of Technology in den Siebziger Jahren zu Felde. Dafür habe er die neue GPL mit Hilfe seines Teams an Entwicklern so einheitlich wie möglich gemacht, sie berühre sehr wenig unterschiedliche nationale Patentrechte, um zukünftige Hürden der Verbreitung freier Software von vornherein auszuschließen. Das sei auch der Grund, warum es sie nur in Englisch gebe. Erstens, weil dies die Sprache der Entwickler weltweit sei und zweitens, weil jede Übersetzung Fehlerquellen beinhalte. Übersetzungen betrachtet er deshalb nur als Richtschnur. “Dies alles ist ein Weg, wie wir einen Betrug an der Community vermeiden wollen”, sagte er.

Ein ganz besonders arger Dorn im Auge ist ihm dabei das Digital Rights Management (DRM). Er verurteilte in diesem Kontext, dass die Medienkonzerne die Macht über Informationen in ihren Händen konzentrieren wollen und sagte, dass sie auch “die GPL modifizieren wollen, um den Nutzer einzuschränken”. Ähnlich wie beispielsweise Mediensysteme und -Technik bald nur noch mit Erlaubnis der Konzerne gebaut werden dürfe.

Ausdrücklich begrüßte er dagegen das Engagement von Regionen wie dem indischen Kerala. Dort wurde auf öffentlichen Rechnern proprietäre Software unterbunden. Stallman lud die anderen Provinzen des asiatischen Landes ein, Kerala zu folgen und sagte: “Wenn man Schülern beibringt, proprietäre Software zu nutzen, lehrt man sie hoffnungslos abhängig von einer bestimmten Firma zu sein. Das ist für die gesamte Gesellschaft nicht gut; deshalb sollten die Schulen nicht so vorgehen.” Was die Regierung von Kerala tue sei hingegen richtig.

Die Frage allerdings, wie mit der neuen GPL Geld gemacht werden könne, wurde ihm scheinbar schon ein paar Mal zu oft gestellt. Stallman sagte, er wisse nicht warum diese Frage immer so wichtig genommen werde. “Zunächst einmal müssen viele Menschen nicht arbeiten, um zu leben. Selbst wenn sie es müssen, sind sie wohl nicht gezwungen, mit allem was sie tun zu Geld zu kommen”, sagte er gegenüber den indischen Reportern.