Notruf über VoIP absolviert erste Tests

Bisher war es ein Problem, bei einem Notruf einen Anrufer über VoIP zu orten – das soll sich jetzt ändern.

So haben Forscher an der Fachhochschule Frankfurt/Main zusammen mit der Beratungsfirma Detecon eine Lösung vorgestellt, die mobile Anrufer über Voice over IP (VoIP) orten kann.

Mit dem Notrufansatz lassen sich auch Teilnehmer lokalisieren, die von wechselnden Orten aus über IP-Netze telefonieren. Das System identifiziert beim Notruf 112 den aktuellen Standort des Anrufers und leitet den Hilferuf zur nächstgelegenen Rettungseinsatzstelle weiter. Bisher war eine automatische Standortidentifikation der Nutzer von Sprachdiensten in IP-Netzen noch nicht gegeben, teilte Detecon mit. Diese Lücke wird nun geschlossen.

“Im Gegensatz zu einem Notruf über den analogen Telefonanschluss lässt sich bei einem Anruf über Internet kein eindeutiger Festnetzanschluss und damit auch keine geografisch zuständige Notrufabfragestelle zuordnen”, sagte Steffen Oehler, Berater bei Detecon. Erschwerend komme hinzu, dass in Zukunft auch denkbar sei, dass mehrere Anbieter zwischen den Hilfesuchenden und der Einsatzzentrale geschaltet sind. Außerdem variieren die Notrufsysteme weltweit sehr stark. Andererseits sollen sie in den Netzen der nächsten Generation aber möglichst den gleichen Standard aufweisen. Oehler betrachtet den Vorstoß als notwendig, um auch dann den Standort eines Verletzten zu ermitteln, wenn dieser sich nicht mehr artikulieren kann.

Die Standortidentifikation, die Detecon zusammen mit der FH entwickelt hat, fußt auf Daten des Internet Protocol (IP), wobei der Schlüssel des Session Initiation Protocol (SIP) hilft. Da dies Protokoll für den Verbindungsaufbau zwischen den Telefonen bei VoIP zuständig ist, kann es auch echte Ortsdaten befördern. Daraus lässt sich wiederum eindeutig auf den genutzten DSL-Eingangsport schließen.

Ulrich Trick von der FH Frankfurt ist überzeugt, dass das Modell den Standort auch dann korrekt ermittelt, wenn der abgesetzte Notruf im IP-Netz nacheinander Einwahlknoten mehrerer Provider sowie Ethernet- als auch ATM-Netze durchlaufen muss. Für komplexere Netzszenarien müssten sich Technikanbieter und Behörden allerdings noch auf Schnittstellenstandards für die dann erforderliche Kommunikation zwischen verschiedenen Providern einigen, schränkten die Partner ein. Wie marktreif die Technik ist, ging aus den bis Redaktionsschluss vorliegenden Informationen nicht hervor.