Goldgräberstimmung im Data-Warehouse-Markt

Neue Anwendungen und neue Geschäftsmodelle erzeugen viel Interesse für eine Technologie, die lange Zeit aus den Schlagzeilen verschwunden war. Platzhirsch Teradata bekommt prominente Gesellschaft.

Die Anbieter von Data Warehouses (DWs) wähnen sich vor einem Boom. Selbst ohne Business Intelligence (BI) ist der Markt rund 18 Milliarden Dollar wert. Teradata wagt aufgrund hoher Börsenbewertung die Loslösung vom Mutterkonzern NCR, Hewlett-Packard (HP) steigt in den lukrativen Highend-Bereich ein, um Teradata Konkurrenz zu machen. Auch Microsoft macht seit ein paar Jahren den Markt unsicher und wird sogar als möglicher Kandidat für eine Teradata-Übernahme gehandelt.

“Die Zeit arbeitet für uns”, freute sich Christian Rodatus, Deutschland-Chef des Data-Warehouse-Spezialisten Teradata auf der Anwenderkonferenz in Warschau. Sein Unternehmen gilt mit einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar als unangefochtener Marktführer im Highend-Bereich mit Datenbank-Größen von 80 Terabyte und mehr. Handelskonzerne wie Metro und Wal-Mart gehören ebenso zu den Kunden wie die großen Airlines und viele Banken und Versicherungen. Gerade in Großkonzernen nimmt der Hunger nach zuverlässiger Information ständig zu. Doch die Zeit arbeitet auch für Mitbewerber wie Oracle, IBM, Business Objects, Cognos, Microsoft und neuerdings HP.

Fernziel Mittelstand

Globalisierung, Marktanpassungsdruck, sich häufig ändernde Abläufe, aber auch Rechtfertigungsdruck gegenüber Vorgesetzten und Behörden haben dazu geführt, dass verlässliche Informationen – wie sie Data Warehouses versprechen – in immer mehr Unternehmen und dort auf allen Ebenen verlangt werden. 

Zunehmend rückt auch der Mittelstand ins Blickfeld der Anbieter. So hat jetzt auch IBM ein Mittelstandsangebot unter der Bezeichnung ‘Dynamic Warehousing’ auf den Markt gebracht. Doch die Data-Warehouse-Produkte sind teuer und die Projekte extrem aufwändig. Im Grunde muss man alle datenbezogenen Prozesse im Unternehmen daraufhin ausrichten, dass das Data Warehouse mit korrekten Informationen gefüttert wird. Außerdem muss das Unternehmen die Bedeutung der Zahlen und dazugehörigen betriebswirtschaftlichen Begriffe eindeutig definieren und sämtlichen Mitarbeitern vermitteln.

Viele Mittelständler arbeiten längst mit Business-Intelligence-Tools oder Vorstufen davon. Sie nutzten Excel-Listen oder Reporting-Werkzeuge, um Informationen aus den operativen Systemen aufzubereiten. Doch diese Hilfsmittel lassen sich nur mit Mühe aktuell halten und führen zu anhaltenden Diskussionen über die Bedeutung der Daten.

‘Quelle der Wahrheit’

Ein zentrales Data Warehouse dient dagegen als so genannte “single source of truth”. Um den Aufwand zu mindern, beginnen viele Unternehmen mit abteilungsspezifischen Data Marts, etwa für das Kunden-Management. Obwohl der Wettbewerbsdruck Mittelständler nicht weniger plagt als große Konzerne, wagen sich daher bislang nur die wenigsten an ein Data Warehouse. Doch der Druck wächst und die Analysten von Gartner sind sich sicher, dass bald nach und nach alle Anbieter mit Techniken, Vertriebs- und Preismodellen für mittlere Unternehmen aufwarten werden.

Eine Sonderrolle im Data-Warehouse-Geschäft spielt Microsoft. Die Büroanwendungen des Softwarekonzerns wurden schon für Business-Intelligence-Aufgaben verwendet, als es diesen Begriff noch nicht gab. Sie als Frontend-Werkzeuge für professionelle BI-Aufgaben oder gar Data Warehousing einzusetzen, hat einen großen Reiz, weil ihr Bekanntheitsgrad gerade bei Knowledge-Workern aus dem Management den Lernaufwand gegenüber professionellen BI-Tools extrem senkt. Das hat auch Microsoft erkannt und ist vor einigen Jahren in das Geschäft eingestiegen, wobei die SQL-Server-Datenbank als Backend-System für rudimentäres Data Warehousing ausgebaut wurde. Diese Kombination könnte sich als Einstiegsdroge für mittelständische Unternehmen erweisen.