Defekte Akkus stürzen Japan in die Krise

Die Rückrufaktionen verschiedener Hersteller wegen defekter Sony-Akkus mögen zwar hierzulande für Schlagzeilen gesorgt haben – waren aber meist ebenso schnell wieder vergessen.

Anders in Japan – die defekten Produkte haben das Land in eine Krise gestürzt. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz aus China und Südkorea fürchtet man schon länger um den Anspruch, die besten Produkte Asiens zu liefern. Die spektakulären Rückrufaktionen im Zusammenhang mit Sony-Akkus und ähnliche Schlagzeilen rund um den Autokonzern Toyota haben nun das Fass zum Überlaufen gebracht.

Das hohe Niveau der verarbeitenden Industrie ist in Japan Teil der nationalen Identität – und so mag es kaum verwundern, dass das Thema in Zeitungen, Talk Shows und gar das Tagesgespräch am Imbissstand bestimmt. Wer Schuld hat an der Misere steht noch nicht genau fest. Die einen sagen, die jungen Japaner an sich seien zu faul – andere geben dem amerikanisch eingefärbten Management die Schuld.

Außenstehende mögen so viel Aufregung für übertrieben halten – gehören Rückrufe in vielen Ländern schließlich zum Alltag. Doch Japan hat die Weltmärkte mit besonders zuverlässigen Autos, Kameras und Computern erobert – es gab Zeiten, in denen Amerikaner und Europäer nach Japan reisten, um vom dortigen Standard der Qualitätskontrollen zu lernen.

“Toyota und Sony waren ein Weckruf dafür, dass etwas fehlt in Japan”, sagt Ökonomie-Professor Takamitsu Sawa von der Ritsumeikan-Universität in Kyoto. “Japan scheint auf dem Weg zu einem hoch entwickelten Land etwas wichtiges verloren zu haben – und viele Japaner wollen das jetzt wieder zurück.”