Vista, Office und Exchange für Unternehmen verfügbar

Zum ersten Mal in der Geschichte hat Microsoft neue Versionen von Windows, Office und Exchange gleichzeitig herausgebracht. Zuletzt kamen Windows 95 und Office 95 gemeinsam auf den Markt.

Und das sei nicht bloßes Marketing, erklärte Christoph Bischoff, Director Business Group Information Worker bei Microsoft, gegenüber silicon.de. “Diese Produkte gehören zusammen, auch wenn Exchange 2007 erst am 8. Dezember auf den Markt kommt.” Wolle man das Thema Collaboration ganzheitlich angehen, müsse auch die technologische Plattform integriert sein.

So habe auch Vista, das ab sofort für Geschäftskunden verfügbar ist, nur zusammen mit Office 2007 und Exchange 2007 den größtmöglichen Funktionsumfang. Bischoff lobte unter anderem die Suchfunktion, ein zentrales Management der Metadaten, die Möglichkeit aus einem Excel-Dokument eine Team-Besprechung zu initieren, oder auch die Integration von RSS-Feeds in Outlook.

“Wir haben sehr viel Zeit und Kosten in die Entwicklung von Windows Vista investiert”, erklärte Kevin Johnson, Co-President Platforms & Services Division bei Microsoft im Rahmen des Launch-Events in München. Microsoft habe die Produkte von Grund auf neu entwickelt und das erkläre auch, warum die Anwender so lange auf Vista haben warten müssen.

“Wir hätten uns gefreut, wenn wir Vista ein Vierteljahr früher in den Händen gehalten hätten”, bedauerte Bernd Kosch, Vice President Strategic Alliances bei Fujitsu Siemens Computers, in Anspielung auf das verpasste Weihnachtsgeschäft. Dennoch konnte er bestätigen, dass der Investitionsstau, der sich durch das Warten auf Vista ergeben hätte, nun spürbar auflöst.

Den ganz großen Run auf Vista sehen Analysten auf Unternehmensseite hingegen nicht. Die Marktbeobachter von IDC etwa gehen von 90 Millionen Shipments aus. “Vor allem Konsumenten werden sofort auf Vista umschwenken”, sagt Al Gillen, Analyst bei IDC, voraus. “Unternehmen werden bei der Umstellung eher konservativ sein.” Lediglich auf 35 Prozent der 2007 gekauften PCs in Unternehmen werde Vista installiert sein. Bei Verbrauchern werden hingegen zwei Drittel der PCs mit Vista ausgeliefert werden.

Und das obwohl Microsoft mit den meisten Features in dem neuen Dreigestirn vor allem gewerbliche Anwender ins Boot holen will, und das sehen auch andere so. “Gesteigerte Produktivität der Mitarbeiter, optimierte Verwaltung und Installation sowie erhöhte Sicherheit gehören für mich zu den wichtigsten Vorteilen von Windows Vista”, erklärte Jochen Rapp, Berater bei Computacenter.

Dieses Mehr an Produktivität versucht Microsoft mit Features wie ‘Flip 3-D’ zu erreichen. Der Anwender kann damit sehr schnell und übersichtlich zwischen verschiedenen Programmfenstern wählen. Die Technologie Superfetch etwa erlaubt ungewöhnlich schnelle Reaktionszeiten bei einem Programmstart.

Doch nicht nur technologisch versucht Microsoft, die Plattform aufzubohren. Auch die Benutzerführung wurde teilweise grundlegend neu gestaltet. “Viele nennen das einen mutigen Schritt”, kommentiert Frank Fischer, Technologieberater bei Microsoft die neue Oberfläche in Office. “Wir haben fünf Milliarden Office-Sessions ausgewertet”, erklärt Fischer.

Aufgrund dieser Beobachtungen habe das Entwickler-Team zum Beispiel mit so genannten Ribbons die althergebrachte Taskleiste in Office abgelöst. Ist der Fokus beispielsweise auf dem Ribbon ‘Einfügen’ so stellt die Symbolleiste alle verfügbaren Werkzeuge dar, die unter diesem Eintrag geführt werden. Neu in Word zum Beispiel ist auch eine Format-Vorschau, die zeige, “was passiert, wenn ich jetzt klicke”.

Ebenfalls für Unternehmen haben die Entwickler die Installation und die Verwaltung des Betriebssystems verbessert. Fischer erklärte, er habe seinen Laptop über einen Netzwerkboot installieren lassen und nach 37 Minuten seien sowohl Vista als auch Office auf dem System ohne eine Interaktion auf dem Gerät installiert gewesen.

Mit dem Dateiformat ‘Microsoft Office Open XML’ will sich Microsoft offen geben und die Integration von Office-Dokumenten in Datenbanken und Geschäftsprozesse erleichtern. Warum aber Microsoft Open XML und nicht das bereits standardisierte und herstellerunabhängige Open Dokument Format (ODF) favorisiert, erklärte Bischoff so: “Der Funktionsumfang von ODF ist geringer und Open XML gibt es schon länger. Warum sollten wir etwas unterstützen, was weniger kann?” Für alle, die dennoch ODF-Support brauchten, biete Microsoft schließlich einen Konverter. Nativen Support für ODF wird es in Office auch nach dem Nichtangriffspakt mit Novell nicht geben.

Eine der wichtigsten Neuerungen im Exchange Server 2007 ist der Sprach-Support. Über Telefon lassen sich nun Termine verschieben oder absagen. Optional können auch entgangene Anrufe in Outlook gespeichert werden. Zudem wartet jetzt auch Outlook Web Access mit mehr Funktionen auf und ist der Client-Benutzeroberfläche des Programms etwas ähnlicher. Die neue Version werde allerdings nur mit 64-Bit-Support veröffentlicht, bestätigte Bischoff. Kunden würden darin meist kein Problem sehen, da mit der neuen Version ohnehin neue 64-Bit-fähige Hardware angeschafft würde.

Collaboration, Integration und Mobilität sind für Microsoft also die herausragenden Themen, mit denen beim Anwender Anreize geschaffen werden sollen. Und das soll auch bei künftigen Offfice- oder Vista-Versionen so bleiben, erklärte Bischoff. “Wenn man heute bereits viele Möglichkeiten hat, so stehen wir beim Thema Collaboration erst am Anfang.

Weniger konkret war Bischoff allerdings in der Frage nach den Kosten von Vista. “Die Preise stehen noch nicht fest”, erklärte er gegenüber silicon.de. Das sei bei Volumen-Lizenzen nicht so einfach. Unternehmen, die nur eine Vista-Linzenz erwerben, müssen den Einzelhandelspreis bezahlen, doch auch der stünde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.