OpenView ist tot, es lebe ‘HP Software’

Für HP ist Software das Geschäft der Zukunft. Deshalb müssen jetzt so bekannt klingende Namen wie OpenView und Mercury hinter dem neuen Oberbegriff ‘HP Software’ zurücktreten.

Unter dem Dach des Computerherstellers soll eine neue Strategie für einen Durchbruch im Software-Business sorgen. Hewlett-Packard bündelt die Management-Suite OpenView und die Programme des im vergangenen Jahr übernommenen Anbieters Mercury Interactive, die sich mit Application Management beschäftigen. Beide Markennamen verschwinden, es bleibt ‘HP Software’.

Dass HP neue Konzepte in der Schublade hat, war bereits auf der Messe ‘Software Universe’ im Dezember 2006 angeklungen. Damals lautete das Schlagwort ‘Lifecycle’. Der ‘Lifecycle’-Ansatz soll nicht auf einzelne Projekte beschränkt bleiben, sondern verschiedene Initiativen im Arbeitsablauf eines Unternehmens miteinander werbinden. Insgesamt stellte HP drei verschiedene Lifecycles vor, die alle auf ein Zurücknehmen von OpenView als alleinige Management-Suite hindeuteten.

Jetzt macht HP-CEO Mark Hurd ernst. Nachdem es in Wien noch hieß “Wir haben eine Menge Arbeit vor uns”, packt es der Hersteller nun scheinbar beherzt an. Die Umsätze in diesem Bereich müssen steigen, war die Software-Abteilung doch nicht gerade HPs Steckenpferd, wenngleich OpenView bei IDC als Nummer eins bei der Management-Software gelistet ist. Insgesamt rangiert der Hersteller bei den Verkäufen systemnaher Software beim Marktforscher auf Rang vier, IBM nimmt hier eine Spitzenposition ein.

Und auch bei den Zahlen des Herstellers selbst spielte bislang eher die Hardware eine Schlüsselrolle. 2004 und 2005 bilanzierte HPs Software-Geschäft sogar Verluste, im abgelaufenen vierten Quartal machte Software lediglich 1,4 Prozent des Umsatzes aus. Im Vergleich dazu steigerte IBM die Umsätze und kam zuletzt auf einen Anteil von 20 Prozent.

Mit Hurd, der 2005 auf dem Chefsessel Platz nahm, sollte sofort ein anderer Wind wehen. Immerhin verhinderte er schnell die weitere Talfahrt des Geschäftsbereichs. Und wie viel ihm an der Software liegt, zeigten dann auch die Akquisitionen, allen voran Mercury und zuletzt Bristol Technology. Das Unternehmen stellt Monitoring-Software für komplexe Transaktionen her.

Jetzt muss die neue Strategie vor allem gut verkauft und Anwender müssen von der Kombination überzeugt werden. Dazu hält der Hersteller Schulungen für die Sales-Teams ab, und auch bei der Integration dürfen keine Fehler passieren. Das Risiko, Anwender durch das Bündel zu verlieren, sei nicht zu unterschätzen, konstatiert ein IDC-Analyst gegenüber dem Wall Street Journal. “Es wird alles darauf ankommen, wie HP seinen Plan umsetzt und vermittelt”, so der Experte.

Eine gute Nachricht für Anwender sei die neue Strategie in jedem Fall, sagte denn auch Thomas Hogan, den Hurd von dem Software-Anbieter Vignette geholt hatte. Einige Anwender fürchteten, HP könne sich mangels Umsatz aus dem Software-Geschäft zurückziehen. Die Abteilung sei einfach zu klein gewesen, um ausreichend Druck auszuüben. Jetzt seien die vereinheitlichte Marke und der Kundenstamm größer und verfügten über mehr Einfluss.

Der HP-Chef krempelt also weiter kräftig um und löst damit sein Versprechen ein, den Koloss auf die richtige Spur zu setzen. Bislang fährt er damit ganz gut.