Deutsche Unternehmen fürchten um Galileo

Deutsche Firmen befürchten weitere Verzögerungen beim Aufbau des Satellitennavigationssystems Galileo.

Vieles deute darauf hin, dass sich der für 2011 geplante Start bis zum Jahr 2014 verschiebe, hieß es vom Verband Bitkom, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Telematikgesellschaft TelematicsPro.

In einem gemeinsamen Appell forderten sie die Regierung auf, Galileo im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben. “Einige EU-Staaten bringen das Projekt auf Grund spezifischer Einzelinteressen immer wieder ins Stocken. Hier muss die Regierung Überzeugungsarbeit leisten”, sagte Bitkom-Vizepräsident Jörg Menno Harms. “Landesinteressen dürfen dem Leuchtturmprojekt der europäischen Wirtschaft nicht im Wege stehen.”

Nach den ursprünglichen Plänen der Europäischen Union sollte das 30 Satelliten umfassende Galileo-System bereits 2008 betriebsbereit sein. Derzeit befindet sich allerdings erst ein einziger Testsatellit im Weltall. Gleichzeitig werden konkurrierende Navigationssysteme in den USA und Russland mit großem Aufwand modernisiert.

“Galileo könnte ins zeitliche Hintertreffen geraten. Mit jedem Tag Verzug verliert das europäische System an Wettbewerbschancen”, so Harms. Im Moment gelte die Galileo-Technik noch als führend. Dafür sorgten eine höhere Ortungsgenauigkeit, ein stärkeres Empfangssignal und eine bessere Verfügbarkeit als bei den herkömmlichen Systemen.

Mit großer Sorge beobachteten die Anwenderindustrien jedoch die jüngsten Entwicklungen. Sie hätten bereits Millionen in neue Produkte und Dienste auf Grundlage von Galileo-Daten investiert. Jede weitere Verzögerung stelle nicht nur die Refinanzierung in Frage, sondern mindere auch die Chancen im globalen Wachstumssegment der satellitengestützten Dienste. Marktanteile könnten verloren gehen oder gar nicht erst gewonnen werden.

Nach Schätzungen der Europäischen Kommission werde der weltweite Markt für satellitengestützte Produkte und Dienstleistungen bis zum Jahr 2025 ein Volumen von mehr als 400 Milliarden Euro erreichen. Harms: “Diesen riesigen Markt dürfen die Europäer schon aus Imagegründen nicht den USA und Russland überlassen. Bei Ariane haben sie bereits gezeigt, dass sie gemeinsam technologische Großprojekte zum Erfolg führen können.”