Brauchen wir eine europäische Software-Allianz?

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer prominent besetzten Podiumsdiskussion auf der CeBIT.

Hintergrund ist die Idee, eine Art ‘Star Allianz der Software-Welt’ zu schaffen. Diese soll als europäisches Gegengewicht zu den US-amerikanischen Software-Konzernen fungieren.

Zu den Befürwortern einer europäischen Software-Allianz gehörte Roger Illing, Deutschland-Chef der Software AG. Eine solche Allianz sei notwendig, weil ein Hersteller heutige Software-Themen wie SOA nicht mehr allein abdecken könne, sagte er. In die Allianz gehörten “Flagschiff-Unternehmen” und Verbände wie der Bitkom.

Die Allianz sollte von der Politik unterstützt und von der Industrie geführt werden. Wie sie genau aussehen solle, müsse noch diskutiert werden. Es könne sich um eine Vermarktungs-Allianz handeln – oder auch um einen Zusammenschluss, der auf gesellschaftsrechtlichen Verbindungen beruht, so Illing.

Laut Peter Dewald, Chef von Sage Deutschland, sind Allianzen nur im Bereich der horizontalen Software notwendig, bei Tools und Anwendungen. Hierbei sei es jedoch wichtig, die Bedingungen des internationalen Erfolges zu verstehen. Bei vertikaler Software sei ein “lokaler Bezug nötig”. In diesem Bereich kämen sich Konkurrenten schnell in die Quere.

Es müsse Allianzen geben, meinte auch Klaus Christian Plönzke, Chef der Plönzke Holding. Software-Entwicklung sei ein internationales Geschäft, Deutschland sei aber zu “kleinteilig aufgestellt”. Es gebe innovative deutsche Firmen mit großem Potenzial, die ein internationales Netzwerk im Rücken brauchten. Zudem sollten die Europäer mehr Fachleute austauschen. “Wir müssen mehr junge Entwickler nach Frankreich und Spanien schicken und umgekehrt.”

Junge deutsche Software-Unternehmen hätten vor allem zwei Probleme, sagte Wolfram Reiners, Geschäftsführer von A3M. “Sie brauchen einen Zugang zum Markt und sie brauchen einen Zugang zum Geld.” In beiden Bereichen könnte eine Software-Allianz hilfreich sein.

Die Venture-Capital-Gesellschaften warteten nur auf junge Firmen, die international expandieren wollen, betonte Gerhard Müller, Partner bei Ernst & Young. Die Geldgeber könnten jedoch nur juristische Personen finanzieren. Eine Allianz könnte jedoch ein Schritt auf dem Weg zu einer Fusion sein.

Martin Merta, Geschäftsführer von Netviewer, brach dagegen eine Lanze für die Eigenständigkeit. Man fühle sich geehrt, wenn Kaufinteressenten an die Tür klopfen, wolle jedoch aus eigener Kraft wachsen, sagte er.