Verhaltensregeln für Blogger werden heftig kritisiert

Tim O’Reilly, Fachautor und Gründer des O’Reilly-Verlags für Computerbücher, hat mit seinen Verhaltensregeln für Blogger viel Staub aufgewirbelt.

Er hatte zusammen mit Wikipedia-Gründer Jimmy Wales einen Vorschlag für einen ‘Blogging Code of Conduct’ verfasst. Dieser soll einen Wiki-Entscheidungsprozess durchlaufen und eines Tages als freiwillige Selbstkontrolle der Blogger fungieren. Als solche soll er dafür sorgen, dass keine beleidigenden und diskriminierenden Inhalte gebloggt würden. Dieser hehre Ansatz funktioniere nicht und könne sich sogar ins Gegenteil kehren, bloggen jetzt die Kritiker.

Anonym meldeten sich weltweit Hunderte zu Wort, die sich durch solche Ansätze nicht gängeln lassen wollen. Sie warfen den beiden Initiatoren Selbstgerechtigkeit und elitäres Verhalten vor. Gerade die Anonymität wurde von den ernsthafteren Kritikern hochgehalten. Sie bezeichneten Anonymität als das oft einzige Mittel für Verfolgte und Unterdrückte in der Welt, um ihr Recht auf freie Rede auszuüben.

Wales und O’Reilly haben am Osterwochenende einen Entwurf des Code of Conduct zur Diskussion gestellt. Dieser soll ausdrücklich nicht die Blogosphäre mit ihrer Vielfältigkeit beschneiden. Sie schrieben im Vorwort, dass “Zivilisiertheit zurückkehren muss in die Blogosphäre”. Von Verantwortung für die eigenen Blogs ist im Weiteren die Rede, von der Verpflichtung, zunächst direkt mit Personen in Kontakt zu treten und den Blog zu veröffentlichen; außerdem sollen Blogger jeden Eintrag auf Relevanz prüfen, bevor er online gestellt wird; O’Reilly und Wales sprachen sich besonders gegen unfaire Angriffe auf Personen aus, gegen öffentliche Beschimpfungs-Kampagnen und gegen Anonymität. Schließlich soll der Blogger sich verpflichten, nur das zu bloggen, was er auch jemandem ins Gesicht sagen würde, so die beiden Web-Pioniere.