Bill Gates plädiert für Bekämpfung der Armut

Der reichste Mann der Welt, Bill Gates, hat ein Ehrendiplom von Harvard erhalten. In seiner Rede forderte er die Absolventen auf, sich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen.

Die Verleihung erfolgte bei der diesjährigen Abschlussfeier an der Harvard-Universität. Mehr als 30.000 Leute wohnten der Zeremonie bei.

“Unser Redner ist bekannt als einer der einflussreichsten Unternehmer und Macher der PC-Revolution. Er gilt seit 2004 jedes Jahr als einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt”, lobte Harvards Interimspräsidentin Derek Bok den Microsoft-Chef in ihrer Laudatio – um dann an Gates gerichtet fortzufahren: “Stellen Sie sich einmal vor, was Sie noch alles erreicht hätten, wenn Sie nur zwei Jahre länger bei uns geblieben wären.”

1975 brach der damalige Harvard-Student Gates sein Studium im zweiten Jahr ab, um sich ganz seiner Firma Microsoft zu widmen. Er holte seinen Abschluss nie nach.

Gates erklärte den Absolventen in seiner Ansprache, dass Arbeit nicht die wichtigste Sache der Welt ist. “Beurteilt euch selbst nicht aufgrund eurer beruflichen Errungenschaften, sondern danach, wie sehr ihr den Ungerechtigkeit in der Welt entgegengetreten seid und wie ihr andere Menschen behandelt habt”, appellierte Gates. In den letzten Monaten hat Gates sich immer mehr seiner ‘Bill and Melinda Gates Foundation’ gewidmet. Diese Stiftung konzentriert sich auf Themen wie globale Gesundheit und Bildung. Ab 2008 möchte er sich ganz seiner Stiftung verschreiben und von Microsoft zurückziehen.

“Ich werde nächstes Jahr meinen Job wechseln, und da macht sich ein College-Abschluss in meinem Lebenslauf nicht schlecht“, witzelte er über sein taufrisches Diplom. In weiten Teilen seiner Rede blieb Gates bei seiner Botschaft, die Welt zu verbessern. Er drängte die Absolventen, sich trotz der schwierigen Herausforderungen an soziale Themen wie Armut und Gesundheitsversorgung heranzuwagen.

“Ich weiß, es ist schwer, sich dem Leiden anderer zu widmen, wenn die Lösung der Probleme so kompliziert ist. Schaut trotzdem nicht weg. Ich mag es, wenn Leute Leidenschaft für Software haben, aber warum können wir keine Leidenschaft für die Rettung von Leben entwickeln? Ungerechtigkeit gab es schon immer auf der Welt. Aber wir haben heutzutage neue Möglichkeiten wie Computer und das Internet, die uns die Chance geben, extreme Armut zu bekämpfen”, machte Gates deutlich.

Unter den Anwesenden der Harvard-Abschlussfeier waren auch Microsofts CEO Steve Ballmer, der seinen Harvard-Abschluss 1977 erhielt und mit Gates im selben Studentenwohnheim lebte, sowie der Journalist und Pulitzer-Preis-Gewinner Nick Kristof, der hier vor genau 25 Jahren sein Studium abschloss.

1996 spendeten Gates und Ballmer zusammen 25 Millionen Dollar an Harvard für die Schaffung eines Rechenzentrums.

Gates war nicht der einzige bekannte Redner auf dem Cambridge-Campus in dieser Woche. Am Mittwoch sprach bereits Ex-Präsident Bill Clinton zu Studenten. Gates und Clinton haben bei humanitären Projekten zur AIDS-Bekämpfung in Entwicklungsländern zusammengearbeitet.