SAP-Kunden sträuben sich weiterhin gegen SOA

Zwar nimmt die Nutzung von Service-orientierten Architekturen (SOA) unter den Anwendern von SAP-Software leicht zu. Doch die Kenntnisse darüber liegen immer noch im Argen. Die Nutzer fordern Hilfe vom Hersteller.

Die Akzeptanz geht nur schleppend vor sich. Mit rund 13 Prozent befassen sich aber derzeit im Vergleich zum Vorjahr knapp doppelt so viele der befragten Unternehmen mit einem konkreten Aufbau. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V.

Ein Hemmschuh ist demnach, dass die Kunden das SAP-Konzept der Enterprise SOA (ESOA) nicht gut kennen. Deshalb wollen sich die organisierten Nutzer für eine umfassende Wissensvermittlung stark machen. Sie werden auf dem DSAG-Jahreskongress Anfang November selbst aktiv und setzen den Schwerpunkt auf den Praxisbezug rund um ESOA.

Knapp die Hälfte der insgesamt 427 befragten Mitgliedsunternehmen der DSAG fühlte sich aktuell gut von der SAP über ESOA informiert: 17 Prozent proaktiv, 30 Prozent auf Nachfrage. Jedoch sind immerhin 25 Prozent der Meinung, von SAP nicht optimal informiert zu werden. Rund 28 Prozent haben sich allerdings um das Thema noch gar nicht gekümmert. Die Steigerung der Zahl von SOA-Projekten führt die DSAG primär auf einen erhöhten Einsatz von SAP ERP 6.0 zurück, da hier SOA besonders unterstützt wird.

Rund 31 Prozent der befragten Unternehmen sind laut Umfrage bereits auf SAP ERP 6.0 gewechselt. Betrachtet man die Zahl der Befragten, die SOA einsetzen – 13 Prozent – so ist dies aber nur schwerlich als ausschlaggebend zu bezeichnen. Nicht einmal die Nutzer der neuen Suite sind heute schon SOA-Anwender geworden. Dennoch ist die Anwendergruppe positiv gestimmt. “Die Zunahme der SOA-Projekte stimmt zuversichtlich”, sagte Alfons Wahlers, Vorstandsvorsitzender der DSAG und CIO bei der Celesio AG. “Noch zeigt die Umfrage, dass die Beweggründe der Anwenderunternehmen, ihre IT-Landschaft in Richtung SOA zu modernisieren, aktuell hauptsächlich pragmatischer Natur sind.” Das soll sich ändern.

Rund 35 Prozent planen laut Umfrage ihren nächsten Release-Wechsel nur deshalb, weil die Wartung ihrer bisherigen SAP-Lösungen ausläuft. Für ein weiteres Viertel steht die erweiterte Funktionalität von SAP ERP 6.0 im Vordergrund. Lediglich 5 Prozent gaben an, ein kommender Wechsel erfolge im Rahmen ihrer SOA-Strategie. “Dass Wartungsgründe und eine erweiterte Funktionalität in der Rangliste bei den Anwendern diesbezüglich vorne stehen, zeigt, dass ESOA derzeit nicht ganz oben auf der Agenda vieler Anwenderunternehmen steht. Die ERP-Umstellung und die kurzfristige Unterstützung der Fachabteilungen haben Vorrang. Daraus ergibt sich, dass ESOA derzeit von vielen Anwendern eher als ein parallel zum Release-Wechsel laufendes Strukturierungsprogramm gesehen wird und nicht als zentrale IT-Strategie”, so Alfons Wahlers weiter.

Dies betreffe allerdings nicht nur die Plattform von SAP: Rund die Hälfte der befragten Unternehmen betrachteten SOA generell eher als IT- und nicht als strategisches Thema. Und das werde auch so bleiben, zeigte sich Wahlers überzeugt. Es gelte daher die Frage zu klären, wie sich die IT-Abteilungen mittelfristig hinsichtlich ESOA verbessern könnten. Dazu müsste den Abteilungen gezeigt werden, wie ein Umsetzungsprogramm zu ESOA aussehe und welchen Nutzen der Ansatz für die IT habe.

Henning Kagermann, Vorstandsvorsitzender der SAP AG, stellte ebenfalls die neuen Funktionen in den Vordergrund und sagte: “Es ist erfreulich, wenn die Umfrage zudem bestätigt, dass die Umstellung auf SAP ERP 6.0 bei den Kunden die tägliche Arbeit der Fachabteilungen dank neuer Funktionen erheblich erleichtert. Wichtig hierbei ist, dass die Unternehmen sofort in der Lage sind, eine SOA-Strategie zu entwickeln und dann umzusetzen.”

Wahlers sah dies nicht ganz so rosig. “Die Umfrage belegt, dass hinsichtlich ESOA nach wie vor eine deutliche Wissenslücke unter den Anwendern besteht. Eine Vielzahl von ihnen kann den betriebswirtschaftlichen Mehrwert von ESOA noch nicht in dem Maß erfassen, um den Schritt in Richtung SOA zu unternehmen. Damit die Anwender dies tun, müssen die Wissensvermittlung und die Aufklärung intensiviert und um nachvollziehbare und überzeugende Praxisbeispiele angereichert werden”, erklärte er.

Die SAP-Anwender benötigen mehr Informationen mit Realitätsbezug und weitere Erfahrungswerte. Sie müssen vor allem den betriebswirtschaftlichen Nutzen von ESOA verstehen. Die Anwender erwarten praktische Handlungsempfehlungen oder Vorgehensmodelle für die Einführung. Die DSAG ist überzeugt, dass nur eine intensivere Aufklärung dazu führen kann, dass sich die Zahl derjenigen erhöhen wird, die eine Plattformstrategie in Verbindung mit SOA entwickelt haben. Momentan sind dies rund 28 Prozent, rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Weitere 34 Prozent der befragten Unternehmen sind derzeit in der Planungsphase; rund 38 Prozent (2006 waren es 43 Prozent) können noch auf keine Plattformstrategie verweisen. Bezüglich der Gründe für die fehlende Strategie gab es keine Verschiebungen zu den Umfrageergebnissen aus dem Vorjahr: Nach wie vor rangieren demnach mangelndes Know-how sowie ein schwer einzuschätzender Nutzen und schwer abwägbare organisatorische, fachliche und technische Herausforderungen auf den vorderen Plätzen. Trotzdem gibt es auch hier positive Signale aus den Reihen der Anwender: Über die Hälfte der Kunden sieht eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit mit ESOA einhergehen.