Einsatzgebiet für Business Intelligence erweitert sich

Business Objects wurde 1990 von Bernard Liautaud in Paris gegründet, seit 1991 gibt es Niederlassungen in den USA und in Großbritannien. 1993 folgte eine deutsche Niederlassung in Köln.

Zwischenzeitlich ist man zu einem Vorzeigeunternehmen der Business-Intelligence(BI)-Branche aufgestiegen. In diesem Jahr hat man bislang das Mittelstandsangebot ausgeweitet und die Übernahme von Cartesis vollzogen. Im übrigen laufen die Geschäfte gut. Fast kein Grund, sich mit Jörg Limberg, Vice President Central Europe von Business Objects, zu unterhalten.

silicon.de: Herr Limberg, das Problem mit Business Objects ist, dass Business Objects derzeit kein Problem hat. Der Trend für Business Intelligence geht nach oben, Ihr Unternehmen spielt eine der ersten Geigen. Wir haben dennoch nach einem Haar in der Suppe gesucht und sogar zwei gefunden. Zum einen: Die jüngsten Geschäftszahlen – so gut sie sind – belegen, dass Business Objects in Deutschland und Zentral Europa etwas hinter dem Durchschnitt der EMEA-Region hinterherhinkt. Welche Strategie verfolgen Sie, um das zu ändern?

Jörg Limberg: Ja, das stimmt, aber von hinterherhinken kann man nicht sprechen. Auf europäischer Ebene haben wir ein Wachstum von 38 Prozent vorzuweisen. Das ist für Software-Konzerne schon ein sehr sportliches Ergebnis. Das kann man eben nicht in allen Regionen gleichermaßen erreichen. Der zentrale europäische Markt ist, was BI betrifft, noch nicht so entwickelt wie andere Märkte. In Frankreich zum Beispiel haben wir einen Marktanteil von über 70 Prozent. Aber auch hierzulande werden wir noch deutlich mehr Aufmerksamkeit für unsere Produkte erzeugen.
Man muss auch wissen, dass wenn man sich den deutschen Markt anschaut, man eine ganze Reihe von Wettbewerbern findet. In Studien, etwa der BARC vor kurzer Zeit, werden einige davon gelistet. Dabei werden oft nicht nur klassische BI-Tools und die damit erzielten Umsätze verglichen, sondern teilweise auch Lösungen für Datenmanagement mit eingerechnet. Es werden also einfach die Gesamtumsätze dieser Unternehmen erfasst – so kommt es zu Darstellungen, in denen Unternehmen wie SAS und SAP als deutsche Marktführer genannt werden. In der besagten Studie werden wir nur an siebter Stelle gelistet. Wenn man allerdings nur den klassischen BI-Teil – also ohne Datenmanagement – den wir als den relevanten BI-Teil bezeichnen, anschaut, dann rangieren wir weit oben. Es gibt auch eine West-Europa-Studie von IDC, die uns in Deutschland als das führende BI-Unternehmen aufführt.

silicon.de: Wenn ich Sie also richtig verstanden habe, dann haben Sie a) gar keinen Rückstand in Deutschland. Und wenn es b) einen Rückstand gäbe, dann läge das an falsch aufgestellten Studien?

Limberg: Ja, es ist richtig, wir haben keinen Rückstand. Wir müssen allerdings noch einiges in Sachen Market Awareness nachholen, deswegen sitzen wir unter anderem hier zusammen. Wir müssen uns stärker als Anbieter von End-to-End-BI positionieren. Wir bieten alle Komponenten der BI von Datenintegration über Datenqualität bis zum klassischen ETL, also das Aggregieren von Informationen, Daten und die Visualisierung über Dashboards bis hin zum Performance Management. Da kommen noch Themen dazu wie Activity based Costing, Financial Consolidation, Planning & Budgeting etc. Das sind wichtige Business-Themen für Unternehmen, die wir alle dank auch unserer jüngsten Akquisitionen bedienen können. Viele dieser Akquisitionen hatten keinen direkten Einfluss auf Deutschland oder Zentraleuropa. Die anderen Regionen wie Benelux, UK oder auch USA konnten schneller wachsen, weil wir dort Organisationen mit richtig vielen Mitarbeitern und richtig vielen Kunden eingekauft haben. Für Deutschland waren die Akquisitionen eher von geringem Einfluss was zusätzliche neue Mitarbeiter anbelangt.

silicon.de: Heißt das im Umkehrschluss, dass wir auch für Deutschland mit Übernahmen rechnen können?

Limberg: Übernahmen sind in der IT-Branche immer eine Option – sowohl lokal als auch international. Ich würde mich aber natürlich freuen, wenn eine Akquisition auch mal größeren Einfluss auf Deutschland hätte.

silicon.de: Das zweite Haar in der Suppe ist, dass der Markt für BI im ersten Halbjahr 2007 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,5 Prozent auf 6,25 Milliarden Dollar angewachsen ist. Das sind Zahlen, die IDC vorgelegt hat. Business Objects allerdings konnte im selben Zeitraum beim Umsatz lediglich um sieben Prozent zulegen. Bei den Marktanteilen verloren Sie sogar – von 40,9 auf 40,3 Prozent. Zieht Ihnen die Konkurrenz davon?

Limberg: Hier haben wir es wieder mit dem oben angesprochenen Problem zu tun: Was rechnen Sie in die Umsätze hinein? SAP etwa wuchs dank seines Datenmanagements unvergleichlich schnell – in diesem Markt tummeln wir uns aber gar nicht, insofern können die uns gar nicht davonziehen. Ähnlich verhält es sich mit Microsoft, das im Mittelstandsumfeld seine Reporting Services integriert und als BI ausflaggt. So kann man auch Marktanteile gewinnen.

silicon.de: Bleiben wir bei IDC. Die Marktforscher erwarten, dass die Nachfrage nach BI-Tools kräftig steigen wird. Allerdings sei nicht klar, ob diese Entwicklung zu einem einfachen Wachstum der Umsätze bei den Herstellern führt – oder ob sich das Einsatzgebiet von Business Intelligence insgesamt erweitert. Was glauben Sie? Ihre Mitspieler sind ja bereits in Position gegangen.

Limberg: Genau so ist es, das Einsatzgebiet wird sich deutlich erweitern. Es geht zukünftig auch darum, den unstrukturierten Content BI-seitig zu erschließen. Dieses Ziel verfolgen wir auch bei Business Objects, indem wir zunehmend Lösungen für Text- und Data-Mining offerieren. Ich gehe davon aus, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren BI-Funktionalitäten auch in anderen IT-Bereichen Einzug halten werden, etwa im ECM-Umfeld, das wäre prädestiniert dafür. Ich kann mir gut vorstellen, dass man über Attribute, die an Dokumenten anhängen, Reports laufen lassen kann und spezielle Informationen auswertet.  So könnte man etwa den Workflow in DMS-Systemen oder BPM-Systemen gut im Auge behalten: Wie viele Workflows werden in welcher Zeit bearbeitet? Wie viel Prozent der Workflows sind über der Fälligkeit? Wie viele Workflows werden nie beantwortet oder verlaufen im Nirwana? Sie haben so die Möglichkeit auch die Arbeitsqualität in ihrem ECM- oder DMS-System zu monitoren.