Physik-Nobelpreisträger schlägt intelligenten Golfball

Nobelpreisträger aber dennoch gewalttätig: Peter Grünberg, frisch gebackener Nobelpreisträger für Physik, hat diese Woche einen Golfball verdroschen – alles angeblich im Dienste der hehren Wissenschaft.

Nachdem er mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan und VW-Vorstand Martin Winterkorn den diesjährigen Mikrosystemtechnik-Kongress in Dresden eröffnet hatte, schlug er besagten Golfball mit energieautarkem Sensorsystem. Die Fraunhofer-Forscher des Applikationszentrums Smart System Integration wollen mit diesem System zeigen, dass sich zukünftige Mikrosysteme nicht nur nahezu beliebig klein gestalten lassen, sondern auch enorm zuverlässig funktionieren – so zuverlässig, dass sie selbst härtesten Schlägen und Beschleunigungen von mehreren ‘g’ standhalten.

Durch eine ausgeklügelte 3D-Integrationstechnik gelang es dem Fraunhofer IZM, eine komplexe Sensorik mit einem Mikrokontroller, einer Bluetooth-Schnittstelle und einer portablen Energieversorgung in der Gesamtgröße eines Würfelzuckers zu vereinen. Eingegossen in einen Golfball konnte es die maximale Beschleunigung beim Abschlag messen und die Daten auf einen PDA übertragen.

Das Mikrosystem im Golfball ist jedoch nicht nur Freizeitspaß, denn vielfältige Anwendungen sind durch die winzigen Alleskönner möglich. Immerhin sammeln die von ihren Erfindern auch eGrains, also “elektronische Körner”, genannten Systeme nicht nur vereinzelte Daten, sondern können je nach Taktrate auch ständig neue Netzwerke bilden. In der Lebensmittellogistik lassen sich hierdurch etwa Messgrößen wie Temperatur oder Druck detektieren. Im Katastrophenschutz könnten solche eGrains – großflächig verteilt – vor dem Einsturz von Gebäuden warnen. Überall dort, wo schwer zugängliche Systeme dauerhaft überwacht werden müssen, kommen eGrains zum Einsatz.

Auf dem Dresdener Kongress zeigte sich übrigens, dass Grünberg kein Ersttäter ist: in der Klassifikation der Golfabschläge erreichte er den Bereich “Professional”.