Motorola: Neue Modelle als Ausweg aus Krise

Der angeschlagene Mobiltelefonhersteller Motorola will mit neuen Handy-Modellen zurück auf den Erfolgsweg.

In den vergangenen Wochen hat das Unternehmen mehrere neue Mobiltelefone vorgestellt, die rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen sollen. Zugleich zeigen Daten des Marktforschers iSuppli jedoch, dass Motorola zwischen dem zweiten und dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres vermutlich erneut Anteile am weltweiten Handy-Markt verloren hat und damit seine Position als weltweite Nummer drei einzementierte.

“Im Midrange-Bereich war Motorola bislang stark, mit dem Razr war das Unternehmen hier zweieinhalb Jahre sehr erfolgreich”, sagt Sal.Oppenheim-Analyst Nicolas von Stackelberg. Die Erfolgswelle des Razrs sei jedoch vorbei, das Unternehmen müsse sich nun etwas wirklich Neues einfallen lassen. “Im Business-Bereich ist Motorola mit nur einem Produkt zu schwach aufgestellt, hier muss das Portfolio weiter aufgefächert werden. Auch im Lowend-Bereich konnte das Unternehmen bislang nicht jene Volumina erreichen, um daraus die entsprechenden Skaleneffekte zu erzielen”, erläutert der Analyst.

In den vergangenen Wochen präsentierte Motorola neben der neuen W-Serie und dem U9 auch eine Luxusausführung des Razr2. Der Gehäuserahmen des neuen Motorazr2 V8 Luxury Edition ist in 18-karätiges Gold getaucht, auf der Vorderseite soll das Handy mit Nadelstreifenlook, auf der Rückseite mit Schlangenlederoptik glänzen, heißt es in einer Presseaussendung des Unternehmens. Auch in den USA sind sich Analysten darüber einig, dass Motorola nur noch eine Serie erfolgreicher Produkte helfen kann, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. “Wir denken, dass das Schlimmste vorbei ist”, wird Citigroup-Analyst Jim Suva von dem Nachrichtenportal Redorbit News zitiert. “Das neue Portfolio ist ein Paukenschlag”, sagte Stu Reed, Leiter der Mobile-Device-Sparte bei Motorola, laut Redorbit News bei dem jährlichen Analystentreffen im September. Der Erfolg werde diesmal langanhaltend sein. Einige Analysten zweifeln jedoch noch daran, dass Motorola aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt hat.

Bereits im zweiten Quartal 2007 löste Konkurrent Samsung Motorola als zweitgrößten Handyhersteller ab. Während Nokia seine weltweite Führungsposition weiterhin behauptet und ausbaut, verliert Motorola im dritten Quartal vermutlich erneut Weltmarktanteile. Aktuelle Daten des Marktforschers iSuppli zeigen, dass Motorola im abgeschlossenen dritten Quartal zwar auf Platz drei bleibt. Der Marktanteil des Unternehmens fällt jedoch um 0,4 Prozent auf 12,9 Prozent. Während Samsung in diesem Zeitraum 42,6 Millionen Handys absetzte, lagen Motorolas Verkaufszahlen bei 36,5 Millionen Stück. Da Motorolas Quartalsergebnisse bei Veröffentlichung der Statistik noch ausstanden, handelt es sich um vorläufige Zahlen. Laut Stackelberg sind weitere Marktanteilsverluste möglich.

Neben den notwendigen neuen Produktideen, sei auch die weitere Entwicklung der Konzernstruktur für den Unternehmenserfolg entscheidend, sagt Stackelberg. Carl Icahn, US-Großinvestor und aktiver Aktionär bei Motorola, habe CEO Edward Zander bereits die Teilung des Handy- und Netzinfrastrukturbereiches vorgeschlagen, wovon dieser bislang noch Abstand nimmt. Sollten die Ergebnisse der Handysparte weiterhin eine negative Entwicklung aufzeigen, sei eine Umsetzung dieser Idee aber realistisch. Icahn hält einen Anteil von drei Prozent an Motorola, heißt es in einem Bericht der Financial Times unter Berufung auf unternehmensnahe Personen.