Vint Cerf verlässt die ICANN in schwieriger Zeit

Der Leiter der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, ICANN, verlässt die Organisation zum ungünstigsten Zeitpunkt.

Internet-Pionier Vint Cerf sagte: “Meine Zeit ist abgelaufen.” Der 64-Jährige gab keine weiteren Gründe für seinen Schritt an.

Die Organisation, die bis heute vom US-Handelsministerium kontrolliert wird, steht immer wieder in der Kritik. Staaten wie China und Brasilien hatten wiederholt gefordert, die Kontrolle an eine UNO-ähnliche Organisation abzugeben. Aber die ICANN wird auch selbst aktiv: So begann das Organ kürzlich mit einer internen Untersuchung von Korruptionsvorwürfen gegen Registrare. Hier soll sich die Autorität der ICANN neu erweisen, da gesetzliche Fragen noch ungeklärt sind und bestimmte Vorfälle nur durch strenges Aufräumen in den eigenen Reihen gelöst werden können. Die Branche beobachtet dies mit Argusaugen.

In letzter Zeit hatte sich das Unternehmen teilweise geöffnet. So sollen nun nach jahrelangen Diskussionen und Testphasen Griechen, Araber, Chinesen und Russen Websites ab 2009 in ihrer eigenen Schrift aufrufen können, meldete AP. “Die Organisation hat eindeutig an Glaubwürdigkeit gewonnen”, lautet das Resümee von Cerf. Die ersten internationalisierten Test-Domains werden dieser Tage freigeschaltet.

Vom 28. Oktober bis zum 2. November findet in Los Angeles ein Kongress der ICANN statt, auf dem unter anderem über das weitere Vorgehen bei der Einführung internationaler Domain-Namen und neuer Top-Level-Domains diskutiert wird. Es scheint festzustehen, dass dort auch Personalfragen zumindest diskutiert werden müssen.