Unternehmenslizenzen in der Kritik

Eine Umfrage unter zwölf britischen CIOs hat am Beispiel von Microsofts Enterprise-Agreement-Lizenzverträgen die Schwachpunkte von speziellen Unternehmenslizenzen aufgezeigt.

Die Vereinbarungen mit Unternehmen beinhalten bei Microsoft kostenlose Produkt-Updates und Support über eine Vertragslaufzeit von drei Jahren. Zwei Drittel der Befragten waren grundsätzlich mit dem Gegenwert für die gezahlten Lizenzbeträge zufrieden.

“Wenn wir den Preis für Enterprise Agreement mit den Kosten für individuelle Upgrades vergleichen, dann errechnen wir einen ungefähren Gleichstand”, sagte Mark Beattie, IT-Leiter des Londoner Entsorgers LondonWaste. “Wenn wir dann die Zusatzleistungen, wie verbilligte Angebote für den Heimgebrauch bei unseren Angestellten sowie den Wegfall der Aufbewahrung und Verwaltung einzelner Lizenzen hinzurechnen, dann sehen wir klare Vorteile”, ergänzte Beattie.

Kritiker hielten dagegen, dass in der dreijährigen Laufzeit oftmals gar keine regelmäßigen Produktupdates verfügbar seien. Ferner würden die Updates teilweise keinerlei Vorteile für das Unternehmen erbringen. “Der einzige Grund für ein Update ist der Verlust des Produkt-Supports. Die neuen Versionen der letzten Zeit haben für uns keine Vorteile gebracht”, kritisierte Bill Ashworth, IT-Direktor von Countrywide Surveyors.

Alternativen sahen einige CIOs in Software-as-a-Service (SaaS) oder serviceorientierten Architekturen (SOA). Als Beispiel nannte Ian Campbell, CIO von British Energy, den Aufstieg von Google Apps. Für einige Unternehmen seien die in Google Apps angebotenen Anwendungen eine wirkliche Alternative zu langjährigen Lizenzverträgen, sagte Campbell.

Diese Ansicht wurde auch von den Analysten des Marktforschungshauses Gartner vertreten. Sie erwarten, aktuellen Reports zufolge, generell sinkende Lizenzkosten durch die Nutzung von SaaS und SOA. Die Herausforderungen an die Software-Hersteller nehmen aber auch durch den steigenden Kostendruck, dem sich die IT-Abteilungen ausgesetzt sehen, zu.

“Ein Merkmal des Softwaremarktes ist, dass Käufer nur sehr wenige Verhandlungsmöglichkeiten nach dem Kauf einer Lizenz haben. Wir erwarten, dass sich dies in den nächsten fünf bis zehn Jahren drastisch verändern wird”, erklärte William Snyder, Gartners Vice President, in einer Marktuntersuchung. “Die Käufer erhalten mehr Verhandlungsspielraum zu Lasten der Profite der Softwarehersteller.”

Gartner machte sieben Trends aus, die diese Veränderungen beschleunigen werden: Die Abhängigkeit von den großen Anbietern zu reduzieren und die Preise zu senken. Neben dem Einfluss zukünftiger IT-Nationen wie China, Indien oder Brasilien – und zwar sowohl als Markt, wie auch als Anbieter von Softwarelösungen – sieht der Report SaaS und SOA als treibende Kräfte dieser Entwicklung an.

Bis 2011 erwartet Gartner, dass ein Viertel aller neuen Business-Anwendungen als SaaS entwickelt und angeboten werden. Die Anwender müssten sich darüber bewusst werden, dass das Pendel jetzt in ihre Richtung schwingt und sich eine wachsende Anzahl von Alternativen im Softwaremarkt ergibt, sagte Snyder.