US-Rezession trifft Hardware-Hersteller hart

Die Wirtschaft läuft derzeit nicht so gut in den USA. Die Folgen treffen zuallererst die Anbieter von Hardware, warnen nun übereinstimmend die Marktforscher.

Selbst der ehemalige Chef der US-Notenbank Alan Greenspan hat wenig Hoffnung: Auch das lange Jahre von ihm geleitete Finanzinstitut wird eine Rezession der US-Wirtschaft kaum mehr abwenden können. Zu hoch sind die Hypotheken der noch nicht ausgestandenen Krise am Finanzmarkt. “Ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession mindestens 50 Prozent beträgt”, sagte Greenspan in der Wochenzeitung Die Zeit. Diese Entwicklung lässt auch die im wesentlichen in den USA beheimatete IT-Industrie nicht kalt. Denn in Zeiten wie diesen gehen naturgemäß die Ausgaben für neue IT-Anschaffungen zurück.

Der ‘Vater des Internet’, Cisco-Chef John Chambers, berichtete diese Woche denn auch, dass die Firmenchefs in den USA und Europa reichlich aufgeschreckt sind – und deswegen besonders zurückhaltend bei Investitionen. Kein Wunder: “Im Falle eines Abschwungs werden nicht alle Branchen gleich betroffen”, erklärte Stephen Minton, Marktforscher bei IDC. “Als erstes trifft es die Anbieter von PCs und anderen Endgeräten sowie die Hersteller von Software für eben diese Geräte.”

Zunächst würde eine Rezession also PC-Firmen wie Dell und HP sowie die Chipfabrikanten Intel und AMD treffen. Die Analystin Rebecca Wettemann von Nucleus Research, Expertin für IT-Investitionen, sieht zudem schwarz für Chambers’ Konzern. Unter den gegebenen Marktumständen würden Unternehmen die vorhandene Kommunikationsinfrastruktur, also Router und Switches, so lange wie möglich einsetzen, ohne für fortschrittlicheren Ersatz zu sorgen.

Große Softwarehäuser dagegen haben weniger zu befürchten. ERP-Anbieter etwa ködern ihre Kunden immer wieder aufs neue mit dem Versprechen, mit der neuen Version würden sie ganz sicher Geld einsparen können. Dieses Versprechen können die Hardware-Anbieter nur in eingeschränktem Maße abgeben.

Auch Forrester Research hat auf Basis der jüngsten Wirtschaftsdaten seine Prognose über die US-amerikanischen und internationalen IT-Käufe für das Jahr 2008 revidiert. Für den Kauf von IT-Produkten und -Dienstleistungen in den USA sagt das Unternehmen in der neuen Studie ‘Global IT 2008 Market Outlook’ nur noch ein Wachstum von 2,8 Prozent statt ursprünglich 4,6 Prozent voraus. Die internationalen Einkäufe von IT-Produkten und -Services werden nach der neuen Forrester-Studie lediglich um 6 Prozent statt der ursprünglichen 9 Prozent steigen.

“Unsere Voraussage basiert auf einer leichten Rezession der US-Wirtschaft in den ersten zwei bis drei Quartalen dieses Jahres”, sagte Forrester Vice President Andrew Bartels. “Obwohl es in keiner Weise sicher ist, dass die amerikanische Wirtschaft tatsächlich eine Rezession durchmachen wird, sind die Risiken aber hoch genug, um eine etwas konservativere Prognose für den IT-Markt zu rechtfertigen. Der US-Markt bleibt der größte Binnenmarkt für IT-Produkte und Dienstleistungen, daher ist es nicht verwunderlich, dass der internationale Markt stark vom Marktgeschehen in den USA abhängig ist.”

Der Abschwung ist aber ein Glücksfall für die Unternehmens- und IT-Berater. IT-Beratung und Outsourcing Services werden nämlich nach Berechnungen der Analysten expandieren. Während die Nachfrage nach IT-Beratung und Integrationsdienstleistungen schwächer werden wird, wird die Nachfrage nach IT-Outsourcing in diesem Jahr um 9 Prozent ansteigen, so Forrester.

Der internationale Markt für IT-Einkäufe im Jahr 2008 wird auf 1,7 Billionen US-Dollar geschätzt. Im vergangenen Jahr war ein Wachstum von 12 Prozent zu verzeichnen; in den USA stiegen die Einkäufe um 6,2 Prozent.

Europa zeigt sich mittlerweile übrigens viel weniger beeinflusst durch Entwicklungen in den USA als noch vor einigen Jahren. Der europäische Wirtschaftsraum wächst in Sachen IT-Ausgaben langsam, aber beständig. In West- und Mitteleuropa wird 2008 das Wachstum 5 Prozent betragen. Im vorigen Jahr waren es 15 Prozent, was im Wesentlichen auf den Verfall des Dollars gegenüber dem Euro zurückzuführen ist. Nimmt man den Euro als Maß, wird das Wachstum in diesem Jahr 3 Prozent betragen.

Forrester hat unterschiedliche Kenngrößen genutzt, um das Befinden und die Größe des IT-Marktes zu bestimmen. Die Daten, die darauf hinweisen, enthalten die IT-Einkäufe: wie viel IT-Equipment, Services und Beratung kaufen Unternehmen und Regierung von den Technologie-Anbietern ein. Das ist eine der wichtigsten Kenngrößen, um das Befinden der Technologie-Anbieter einzuschätzen.